Auf einen Blick
- Ross Ulbricht, Gründer von Silk Road, von Trump begnadigt und freigelassen
- Silk Road war ein anonymer Darknet-Marktplatz für illegale Waren und Drogen
- Ulbricht besitzt möglicherweise noch 430 Bitcoins im Wert von 47 Millionen Dollar
Er lächelt freundlich, wirkt wie der nette Typ von nebenan und sieht nicht aus wie ein Straftäter: Doch Ross Ulbricht (40) sass ein Jahrzehnt lang hinter Gittern. Nur durch die Begnadigung des frischgebackenen US-Präsidenten Donald Trump (78) ist er jetzt wieder ein freier Mann.
Ulbricht schuf über Jahre die Darknetplattform Silk Road, auf der Drogen, gefälschte Dokumente und andere illegale Güter verkauft wurden. Auf dem Umschlagplatz operierten die User anonym und konnten die Webseite nur über das Tor-Netzwerk erreichen. Sie beglichen ihre Rechnungen über Bitcoin. Dadurch gaben die Kriminellen weder ihre Identität noch ihren Aufenthaltsort preis.
Von LSD bis Heroin – auf Silk Road wurde alles vertrieben. Geliefert wurde jeweils per Post. Ulbricht war Berichten zufolge jedes Mittel recht, um seine Plattform zu schützen. Zu diesen Schritten gehörte die Aufforderung zur Ermordung mehrerer Personen, die eine Bedrohung für den Handel darstellten. Es existieren jedoch keine Beweise, dass die Morde wirklich begangen wurden.
Staatsanwaltschaft: Es war ein «illegaler Schwarzmarktbasar»
Die amerikanische Bundespolizei FBI kam dem damals 30-Jährigen durch umfassende Ermittlungsarbeit auf die Schliche. Dabei beging Ulbricht einen entscheidenden Fehler: Er verwendete seine echte E-Mail-Adresse in einem Forum.
2015 verurteilte ein Gericht den studierten Physiker schliesslich zu einer lebenslangen Haftstrafe. Ulbricht machte sich des illegalen Drogenhandels über das Internet, der Geldwäsche und des Computer-Hackings schuldig. Ermittler glauben, dass der Drogenhandel über Silk Road mindestens sechs Menschen das Leben kostete. Es wird geschätzt, dass Silk Road während seiner knapp dreijährigen Existenz etwa 200 Millionen Dollar umsetzte. Bis zu 13 Millionen Dollar sollen dabei in Ulbrichts eigene Taschen geflossen sein.
Trump: «Das waren die gleichen Verrückten wie bei mir»
«Der Abschaum, der daran arbeitete, ihn zu verurteilen, waren einige der gleichen Verrückten, die an der modernen Bewaffnung der Regierung gegen mich beteiligt waren», schrieb Trump in einem Beitrag auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social. Die Begnadigung sei «vollständig und bedingungslos». Der US-Präsident habe als Allererstes Ulbrichts Mutter informiert, um ihr die freudige Nachricht zu überbringen.
Trump hatte im Mai bereits angekündigt, Ulbricht bei einer Wiederwahl zu begnadigen. «Nachdem er über ein Jahrzehnt inhaftiert war, bietet diese Entscheidung Ross die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten», sagte Brandon Sample, Ulbrichts Anwalt, in einer Erklärung.
Brisant: Der 40-Jährige soll immer noch rund 430 Bitcoins besitzen, berichten mehrere Finanzplattformen. Conor Grogan, Produktstrategiedirektor bei Coinbase, entdeckte 430 Bitcoins in Wallets, die vermutlich mit dem Silk-Road-Erfinder in Verbindung stehen. Grogan erklärte auf X, dass diese Gelder seit mehr als 13 Jahren unangerührt blieben und nicht mit den 174'000 BTC identisch sind, die von den US-Behörden nach der Schliessung von Silk Road beschlagnahmt wurden. 430 Bitcoins sind aktuell über 43 Millionen Dollar wert
Ulbricht sieht sich als Sündenbock
Während des Prozesses 2015 gab Ulbricht an, Silk Road sei als eine «freiheitliche, marktwirtschaftliche Seite» konzipiert gewesen. Zwischenzeitlich habe er sein Projekt, dann an andere «Operateure» übergeben und sei anschliessend wieder in den Schlamassel hineingezogen und zum Sündenbock der Justiz geworden. «Ich wollte die Menschen in die Lage versetzen, in ihrem Leben Entscheidungen zu treffen und ihre Privatsphäre und Anonymität zu wahren», so Ulbricht damals vor Gericht.
Es wird erwartet, dass die Trump-Administration einen deutlichen Kurswechsel in Bezug auf das harte Vorgehen der Regulierungsbehörden gegen den Kryptowährungssektor vornehmen wird. Seit Trumps Wahlsieg hat der Bitcoin-Kurs stark zugelegt. Investoren hoffen nun auf günstige Rahmenbedingungen.