Reise-Ombudsmann rät von Reisen nach Apulien ab – oberster Hotelier empört
«Das ist eine Dummheit»

Der oberste Hotelier Apuliens ist empört. Die Aussage von Reise-Ombudsmann Franco V. Muff, seine Region sei überfüllt, sei «komplett falsch». Er fragt sich, woher Muff seine Informationen hat.
Publiziert: 18.07.2023 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2023 um 10:07 Uhr
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Ist die italienische Region Apulien von Touristen überflutet?
Foto: Shutterstock
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Nicolas LuratiReporter News

Reise-Ombudsmann Franco V. Muff empfiehlt, in den Sommerferien «überlaufene Destinationen» zu meiden. Dazu gehört gemäss dem Experten auch Apulien im Süden Italiens. «Reisen Sie da besser nicht hin», sagt Muff zum SonntagsBlick.

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Diese Einschätzung empört einen Mann vor Ort: Francesco Caizzi (50) aus Bari. Er ist regionaler Präsident des grössten italienischen Hotelierverbands Federalberghi – also der oberste Hotelier Apuliens. «Apulien hat kein Übertourismus-Problem. Unsere Region ist nicht überfüllt», sagt er zu Blick.

Und direkt an Franco V. Muff gerichtet: «Was er sagt, ist komplett falsch. Mit seinen Aussagen diffamiert er uns beinahe. Er schadet uns damit. Er hat weder einen Grund noch einen Beweis für seine Aussagen», so der Süditaliener. «Dass er den Schweizern sagt, sie sollen Apulien meiden, da es zu viele Leute dort hat, ist eine Dummheit. Ich frage mich, woher er seine Informationen über Apulien hat.»

Madonna und Gucci in Apulien

Dass andere Orte, die Muff zu meiden empfiehlt, von Touristen überrannt sind, ist bekannt: Er nennt die Balearen, Griechenland und Ägypten.

Doch in Apulien ist der Tourismus noch ein zartes Pflänzchen: «Er wächst von Jahr zu Jahr», so Caizzi. «Die Anzahl ausländischer Touristen hat sich seit 2019 verdoppelt.» Das komme aber keineswegs aus dem Nichts: «In den letzten Jahren hatten Dolce & Gabbana, Gucci und Dior in Apulien grosse Modenschauen. Und Madonna verbrachte bei uns ihre Sommerferien.» Trotzdem: «Wir sind erst im Mittelfeld der italienischen Touristen-Rangliste.»

Die Apulien-Touristen stammten zu 60 Prozent aus Italien. 40 Prozent kommen aus dem Ausland. «Sogar Chinesen und Japaner reisen zu uns.» Caizzi schwärmt: «Die Chinesen sind in den Ort Alberobello verliebt.» Das Problem: «Aus China und Japan gibt es keine Direktflüge nach Apulien. Sie landen in Rom oder Neapel – und kommen dann allenfalls noch zu uns.»

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«Wir haben das beste Meerwasser in Italien»

Sind die Touristen im Süden angekommen, zieht es sie ans Meer. «Die Besucher lieben die apulische Küste», sagt der Hotelier. «Wir haben das qualitativ beste Meerwasser in Italien.» Vom Meer aus würden die Feriengäste dann oft die Dörfer im Landesinnern besuchen. «Dort ist es noch sehr ursprünglich», sagt Caizzi.

Damit es so bleibt, will er den Übertourismus von Apulien weiterhin fernhalten. «Die Leute kommen hierher, weil es eben nicht überfüllt ist.» Zudem würden die Touristen in Apulien nicht nur das beste Meerwasser, sondern auch «das schönste Meer in Italien» erleben. Caizzi nennt seine favorisierten Destinationen: «Die Gargano-Zone, also die Ferse Italiens, sowie die Orte Trani, Polignano und Castro Marina.»

Doch nicht nur Badefans, sondern auch Feinschmecker kommen in Apulien auf ihre Kosten. Caizzi: «Die Weine und das Essen gehören zum Besten, was Italien zu bieten hat.» Kurz: «Hier finden Touristen Orte, an denen sie sich wirklich erholen können.»

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