Ratschläge von russischem Kriegsreporter
So kommt man lebend von der Front zurück

Was für das Überleben an der Front wichtig ist, zählt ein russischer Kriegsreporter auf. Er kenne Soldaten, die seit Kriegsbeginn keine einzige Verletzung erlitten hätten. Andere würden an «Dummheit» sterben. Bei Todesangst? Atemübungen können helfen.
Publiziert: 10.10.2022 um 02:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2022 um 07:33 Uhr
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Der russische Journalist Alexander Kots gilt als einer der Propagandisten des Putin-Regimes.
Foto: evocation.info

Alexander Kots (44), Kriegsreporter der russischen Zeitung «Komsomolskaja Prawda», hat für Leser eine Art Knigge zusammengestellt, wie man im Krieg am Leben bleibt. Wer folgende Ratschläge befolge, «minimiert Risiken an der Front und stirbt nicht an der eigenen Dummheit».

Er kenne Soldaten, die seit Beginn der – wie Russland sie nennt – militärischen Spezialoperation im Einsatz stehen, und keine einzige Verletzung erlitten hätten. Natürlich zähle Kampferfahrung, sagt Kots, doch es gebe auch «eine Reihe einfacher, ungeschriebener Regeln», wie am Leben zu bleiben.

Krieg bestehe nicht nur aus «heroischen Angriffen». Krieg sei «ein harter Alltag, an den man sich gewöhnt». Wenn man sich richtig verhalte, sei es «möglich, dass man unversehrt nach Hause zurückkehrt».

Das Mobiltelefon, der Verräter

So sei das Mobiltelefon ein Verräter. An vorderster Front gebe es in der Regel eh keine Verbindungssignale. Leute würden das Telefon als Kamera benutzen. Doch wenn es eine Verbindung gebe: «Denken Sie daran: Jedes Gespräch wird vom Feind abgehört und aufgezeichnet.»

So würden verängstigte Kämpfer entlarvt – und Positionen preisgegeben. Er wisse von Fällen, da Leute Fotos vom Einsatzgebiet posteten. Die ukrainischen Streitkräfte hätten leichtes Spiel gehabt, die Stellungen zu identifizieren. «Unschuldige starben», kommentiert Kots.

Sich nie am Waldrand bewegen

Die meisten Verteidigungslinien lägen in der Regel im Wald oder auf Feldern, fährt der Kriegsberichterstatter fort. Da brauche man auch gute Ohren. Denn: «Abhängig von der Entfernung zur feindlichen Artillerie haben Sie bis zu ein paar Sekunden Zeit, um in Deckung zu gehen, bevor die Geschosse ‹ankommen›.» Ebenso wichtig: Nie sichtbar sein. Wenn, sich nur in einem Wald bewegen. Nie am Waldrand. Und «nie laut reden oder lachen».

Weiter: Zum Kochen kein Feuer anzünden. Keine Gasherde oder Brennzylinder verwenden. Auch die Umgebung immer sauber halten – «nicht faul sein», nennt Kots das. Müll immer aufräumen.

Auch müsse man immer ein Versteck im Blickfeld haben, einen Schützengraben oder einen Unterstand. Ein langer Schützengraben mache «fast unverwundbar». Doch man müsse noch immer gut lauschen. Eine Granate könne auch in einer Grube landen. Wieder: nicht faul sein. Besser den Graben noch mit den eigenen Händen tiefer buddeln, für besseren Schutz. Und tagsüber, wenn es still sei, zu schlafen versuchen. Man brauche die Kräfte.

Keller nahe Brunnen bevorzugt

In Siedlungen soll man sich in Häusern mit Keller verschanzen. Und ein Brunnen soll in der Nähe sein: «Wasser ist Leben.» Schul- und Bürogebäude besser meiden. Die würden oft zum Ziel von «ukrainischer Hochpräzision».

Das Verhalten bei einer Explosion? Nur Anfänger würden davonzurennen versuchen. Besser flach auf den Boden werfen. Das verringere auch die Gefahr, von Splittern und Fragmenten verletzt zu werden.

Und immer Körperschutz und Helm tragen. Arme und Beine würden am ehesten verletzt. Lebenswichtige Organe seien mit einer Schutzausrüstung abgedeckt.

Eine falsche Bewegung – und sie sind tot
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Fahrt durch verminte Strasse:Eine falsche Bewegung – und sie sind tot

Bei Todesangst tief atmen

Sich auch nie in der Nähe von mehreren Militärfahrzeugen befinden. Die seien ein beliebtes Angriffsziel. Je mehr solcher Fahrzeuge an einem Ort seien, desto eher befinde sich dort ein hoher Kommandeur. Das würden die Ukrainer schnell erkennen. Solche Orte meiden. Und besser zu Fuss gehen, wenn sich eine Militärkolonne in Bewegung setze. Nicht auf Panzern sitzen. Lebensgefährlich, weiss Kots.

Schliesslich empfiehlt der Autor noch eine Art Atemtherapie und Meditation, wenn man Todesangst verspüre. «Jeder hat Angst im Krieg», schreibt Kots. «Mit der Zeit nimmt die Angst ab. Sie beginnen zu verstehen, dass nicht jede Kugel Ihr Herz trifft. Und nicht alles, was in der Nähe explodiert, wird Sie in Stücke zerreissen.»

Bei Panikattacken würden auch erfahrene Soldaten zu Atemübungen raten. Die seien einfach. Wichtig: Die Augen schliessen und die «Ausatmung sollte doppelt so lang sein wie die Einatmung. Entspannen Sie bei jedem Ausatmen die Muskeln des Körpers so weit wie möglich. Führen Sie die Übung mindestens 10 Minuten lang durch.» (kes)

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