Rätseln um Needle-Spiking-Fälle geht weiter – Motiv nach wie vor unklar
Selten werden bei Opfern Drogen nachgewiesen

Vorfälle mit Needle-Spiking häufen sich. Dabei verabreichen Täter ihren Opfern – meist Frauen – eine Spritze mit einer Substanz. Auch an der Street Parade in Zürich gab es Betroffene. Was hat es mit den mysteriösen Attacken auf sich?
Publiziert: 15.08.2022 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2022 um 06:56 Uhr
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Die Fälle von Needle-Spiking häufen sich in Europa.
Foto: imago images/Eibner

Seit Wochen häufen sich die Berichte des sogenannten Needle-Spiking. Dabei werden die Opfer – vorwiegend junge Frauen –beim Feiern mit Nadeln oder Spritzen verletzt. Danach klagen sie über Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel und Gedächtnisverlust.

Nachdem sich die Berichte zuerst auf Spanien, Grossbritannien und Frankreich beschränkten, ist das Phänomen nun auch in der Schweiz angekommen: Mindestens acht Personen wurden an der Street Parade Opfer von Needle-Spiking. Doch was hat es mit den mysteriösen Nadelattacken auf sich? Was wird den Betroffenen gespritzt und wie verbreitet ist das Phänomen mittlerweile schon?

«Mussten befürchten, dass dies nach Zürich überschwappt»
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Needle Spiking:«Mussten befürchten, dass dies nach Zürich überschwappt»

In Frankreich bereits zwei Männer verhaftet

Wie «CBS News» berichtet, ist es in den letzten Wochen in Europa bereits zu Hunderten von Needle-Spiking-Fällen gekommen. In den meisten Fällen werden Frauen zu Opfern von den Attacken. Wie die belgische Tageszeitung «Het Laatste Nieuws» berichtete, wurden bei einem Fussballmatch gar Kinder zur Zielscheibe der Nadel-Attacken. Über ein Dutzend Menschen mussten ins Spital gebracht werden.

Bei der französischen Polizei sind Medienberichten zufolge bereits über 300 Meldungen wegen Injektionsanschlägen eingegangen, auch in Grossbritannien ist die Rede von Hunderten von Fällen.

Auch in Spanien treiben die Unbekannten, die ihre Opfer mit Nadeln attackieren, ihr Unwesen. Wie die spanische Zeitung «El Mundo» unter Berufung auf Behörden berichtet, habe es Anfang Juli mindestens 60 Anzeigen gegeben. Dabei erstatteten viele der attackierten Frauen keine Anzeige, unter anderem, weil sie die Folgen des Piks erst später bemerkten.

Die Polizeieinheit Guardia Civil teilte Anfang August mit, man ermittle in sechs Fällen. Vier davon hätten sich auf Mallorca und zwei auf Ibiza ereignet. Festnahmen habe es bisher keine gegeben.

Erfolgreicher war man dagegen in Frankreich: Nach einer erneuten Häufung von Nadelattacken konnten zwei Männer festgenommen werden. Dabei handelt es sich um einen 20-jährigen Tatverdächtigen, der im südfranzösischen Toulon bei einem Strandkonzert Besucher mit einer Spritze gestochen haben soll, und um einen weiteren Mann, der in Vic-Fezensac im Südwesten Frankreichs ebenfalls eine Needle-Spiking-Attacke verübt haben soll.

Häufig werden bei den Opfern keine Drogen nachgewiesen

Erfahrungsberichten aus internationalen Medien zufolge zeigen Betroffene nach einer Nadelattacke stets ähnliche Symptome wie Schwindel und Übelkeit. So auch eine 19-Jährige, die in der britischen Stadt Stafford im April Opfer einer Nadelattacke wurde: «Plötzlich verlor ich die Kontrolle über meinen Körper, die Fähigkeit zu gehen, meinen Kopf hochzuhalten, ich konnte nicht sprechen – ich übergab mich überall», so die junge Frau gegenüber der «Washington Post».

Andere Opfer berichten auch von starken Lähmungserscheinungen sowie Blutergüssen an der Einstichstelle. «Der gesamte untere Teil meines Arms fühlte sich gelähmt an», so eine betroffene Studentin aus Exter, einer südwestlichen Stadt Englands, gegenüber «Devon Live».

Fest steht: Die Needle-Spiking-Fälle wecken die Befürchtungen, dass Sexualstraftäter eine neue Variante gefunden haben, um sich an Frauen zu vergreifen. Diese Vermutung bleibt bisher jedoch unbestätigt: In fast allen Fällen, die untersucht wurden, konnten nämlich keine toxischen Substanzen im Blut der Opfer festgestellt werden. Auch Meldungen von sexueller Gewalt im Zusammenhang mit Needle-Spiking blieben aus.

Wie «La Prensa Latina» berichtet, wurden lediglich in zwei der Hunderten von Fällen in Frankreich ein positiver Befund für toxische Substanzen festgestellt. Ähnlich fällt die Bilanz in Spanien aus, wie die Zeitung weiter schreibt. Da habe man lediglich in einem Fall, bei einer Probe von einem 13-jährigen Mädchen, Spuren von Drogen gefunden. Die Teenagerin sei im nordspanischen Gijón Opfer einer Attacke geworden. (dzc)

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