«Beim zweiten toten Wal läuteten bei uns die Alarmglocken»
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Schweizer berichten von Funden:«Beim zweiten toten Wal läuteten bei uns die Alarmglocken»

Rätselhaftes Walsterben
Schweizer machen grausigen Fund in Argentinien

Seit Wochen stranden an der argentinischen Atlantikküste immer wieder tote Wale. Auch ein Schweizer Ehepaar stiess auf Kadaver.
Publiziert: 21.10.2022 um 11:38 Uhr
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Das argentinische Walschutzinstitut (ICB) zählte innert kürzester Zeit 30 tote Wale an der Atlantikküste.
Foto: ICB
Georg Nopper und Janik Leuenberger

Der Golfo Nuevo bei der argentinischen Halbinsel Valdés gleicht einem Wal-Friedhof: Laut dem argentinischen Walschutzinstitut (ICB) strandeten dort seit dem 24. September 30 Wale, vier davon Jungtiere. Alles deutet darauf hin, dass die Tiere bereits im offenen Meer verstorben waren und vom Wasser ans Land getrieben wurden.

Die beiden Schweizer Renate (65) und Bruno Furer (69) stiessen Anfang Oktober im Golfo Nuevo auf einige der toten Wale. Das Ehepaar reist seit 20 Jahren mit einem umgebauten LKW um die Welt. Beim ersten Walkadaver erschraken die Berner: «Es war ein Jungtier», sagt Renate Furer zu Blick. «Anschliessend fuhren wir weiter – und am nächsten Strand lag schon wieder ein toter Wal!» Da realisierte das Ehepaar, dass etwas nicht stimmte. «Beim zweiten toten Wal läuteten die Alarmglocken.» Auf der Halbinsel hätten sie schliesslich sogar noch ein drittes totes Tier entdeckt.

Gut genährt, ohne Verletzungen

Die Ursache des Massensterbens ist unklar – die Resultate der Kadaverproben wurden noch nicht veröffentlicht. Jedenfalls waren die Wale laut dem ICB gut genährt und wiesen keine Verletzungen auf.

Die Experten vermuten, dass sie wegen einer durch Algen verursachten erhöhten Giftstoffkonzentration im Meer ums Leben kamen. In Argentinien spricht man im Zusammenhang mit diesem Phänomen von der marea roja (rote Flut), weil das Pigment von Algenblüten dabei die Meeresoberfläche rot färbt.

Auch in den vergangenen Jahren gab es Todesfälle

Die Algenblüten können für Wale je nach Konzentration gefährlich giftig werden. In diesem Jahr gab es Einheimischen zufolge ungewöhnlich viele rote Fluten. Die grosse Zahl der Todesfälle innerhalb weniger Tage deutet jedenfalls auch laut den Forschenden darauf hin, dass ein lokaler Umweltfaktor dafür verantwortlich ist.

Auch in vergangenen Jahren kam es in der Region immer wieder zu gehäuftem Walsterben. Laut Mariano Sironi, wissenschaftlicher Direktor des ICB, wurden 2021 sogar 45 Wale tot aufgefunden. Obwohl die Zahl in dieser Saison niedriger ist, sei es besorgniserregend, dass die Todesfälle dieses Mal in einem derart kurzen Zeitraum auftraten.

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