Die USA planen, der Ukraine erstmals Granaten mit abgereichertem Uran zu liefern. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters exklusiv unter Berufung auf vertrauliche Dokumente und Quellen.
Unlängst hatte Washington bereits grünes Licht für die Lieferung von umstrittenen Streubomben an Kiew gegeben. Bald soll ebenfalls zum ersten Mal umstrittene panzerbrechende Munition geliefert werden.
Die Antipanzermunition ist Teil eines Militärhilfepakets für die Ukraine, das nächste Woche vorgestellt werden soll. Die Munition kann von US-amerikanischen Abrams-Panzern abgefeuert werden. Diese sollen ebenfalls in den kommenden Wochen an die Ukraine geliefert werden.
Moskau warnt
Moskau warnte den Westen eindringlich vor der Lieferung von uranhaltiger Munition. Maria Sacharowa (47), Sprecherin des russischen Aussenministeriums, zeigte sich unlängst alarmiert über die drohende Strahlenbelastung des Bodens. Der Einsatz solcher Waffen werde die Ukraine in «unbewohnbares Land» verwandeln.
Dabei ist nicht auszuschliessen, dass auch die russischen Streitkräfte die Munition einsetzen – wie Streubomben, deren Lieferung der Kreml heftig kritisierte. Laut Hamish de Bretton-Gordon (60), einem pensionierten Oberst der britischen Armee und regelmässigen Kommentator der Kreml-Streitkräfte, werde abgereichertes Uran auch von den Russen «ausgiebig eingesetzt», so der Experte für chemische Waffen.
Es «würde keinen Sinn ergeben, wenn sie es in der Ukraine nicht einsetzen», sagte de Bretton-Gorden dem Magazin «Newsweek» im März. Die Waffen seien ein «wichtiger Teil ihres Arsenals».
Umstrittene Waffe
Grossbritannien hat bereits im März Munition mit abgereichertem Uran in die Ukraine geschickt. Moskau zeigte sich schon damals empört. Der Einsatz der Geschosse ist heftig umstritten. Gegner warnen vor gefährlichen Gesundheitsrisiken durch die Einnahme oder das Einatmen von abgereichertem Uranstaub, darunter Krebserkrankungen und Geburtsfehler.
Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt der Urananreicherung. Erstmals war es 1943 im Krieg von den Nazis eingesetzt worden. Das Uran wird für Munition verwendet, weil seine extreme Dichte den Geschossen die Fähigkeit verleiht, Panzerungen leicht zu durchdringen und sich in einer sengenden Staub- und Metallwolke selbst zu entzünden.
Abgereichertes Uran ist zwar radioaktiv, aber deutlich weniger als natürlich vorkommendes Uran, auch wenn die Partikel noch lange Zeit nachwirken können.
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Schwierige Aufräumarbeiten
Die USA hatten die Munition bereits in den Golfkriegen 1990 und 2003 sowie bei der Bombardierung des ehemaligen Jugoslawien durch die Nato 1999 in grossen Mengen eingesetzt.
Untersuchungen der Internationalen Atombehörde (IAEA) befanden später, dass die in der Umwelt verteilten Rückstände von abgereichertem Uran keine radiologische Gefahr für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen darstellen.
Es wird jedoch befürchtet, dass das radioaktive Material die gewaltigen Aufräumarbeiten in der Ukraine nach dem Krieg noch verschlimmern wird. Grosse Gebiete des Landes sind bereits mit nicht explodierten Sprengkörpern aus Streubomben, anderer Munition sowie Hunderttausenden von Antipersonenminen übersät. (kes)