Auf einen Blick
- Kadyrow profitiert finanziell vom Ukraine-Krieg
- Mariupol wird zum Schauplatz von Kadyrows Machenschaften
- Asowstal-Werk wird in Einzelteile zerlegt und verkauft
- Iljitsch-Werk verschiffte 130'000 Tonnen Eisennebenprodukte
- Kadyrow zeigt seinen Wohlstand mit einem Tesla Cybertruck
Ramsan Kadyrow (48) ist seit Jahren Putins Mann fürs Unangenehme: Mit brutalen Mitteln stellt der tschetschenische Machthaber sicher, dass seine Teilrepublik auf Russland-Kurs bleibt. Gleichzeitig liefert er Putin immer wieder Soldaten und Waffen für den Ukraine-Krieg.
Der Lohn Kadyrows: grosse persönliche Freiheiten und Sicherheitsgarantien. Dass Kadyrow auch finanziell vom russischen Überfall auf die Ukraine profitiert, zeigen neue Recherchen des «Wall Street Journals» (WSJ). Besonders in der einstigen ukrainischen Industriemetropole Mariupol bereichern sich die Verbündeten Putins im grossen Stil.
Metall-Abbau, Deals mit russischen Firmen, Verschiffung
Die Stadt am Schwarzen Meer scheint komplett zum Schauplatz von Kadyrows Machenschaften geworden zu sein. Zu Beginn des Angriffskriegs zerstörten russische Truppen den grössten Teil der Metropole. Die Stadt ist nur noch eine Ruine. Doch in den beiden Stahlwerken Asowstal und Iljitsch gibt es für Putins Freunde noch einiges zu holen, wie die «WSJ»-Recherchen eindrücklich zeigen.
Gerade am Beispiel der lahmgelegten Asowstal-Stätte ist eine klare Strategie zu erkennen, wie Kadyrow mit seinen Männern die Industrie in seine Einzelteile zerlegt. Der Profit-Apparat funktioniert laut Beobachtern wie folgt: Eisenprodukte werden abgebaut und an russische Autohersteller verkauft, die von EU-Sanktionen betroffen sind. Diese nehmen die Materialien mit Handkuss.
In einem zweiten Schritt verlegen die Tschetschenen die Teile in russische Fabriken, wo sie für die Produktion verschiedenster Güter zum Einsatz kommen. Die Verkäufe und Transporte bringen dem Kadyrow-Clan offenbar Millionen ein.
Im Iljitsch-Werk läuft das Geschäft noch lukrativer, berichtet das «WSJ». Denn: Dieses Werk ist im Gegensatz zur Asowstal-Fabrik noch betriebsfähig. Die Leitung hat offiziell das Unternehmen «LLC Iljitsch MMK» übernommen. Dieses ist auf den Sohn (25) von Kadyrows Stellvertreter, Vakhit Geremeev, gemeldet.
Produktionslinie demontiert
Im März erklärten russische Behörden, dass in den vergangenen sechs Monaten rund 130'000 Tonnen Eisennebenprodukte im Wert von 16 Millionen Dollar aus dem Werk verschifft worden seien. Metinvest, der ehemalige Eigentümer von Iljitsch, erklärte, die neuen Werksbesitzer hätten eine Produktionslinie im Wert von 220 Millionen Dollar demontiert, die kurz vor dem Krieg installiert worden war. Diese hätten sie ebenfalls nach Russland geschickt.
Vor der russischen Invasion finanzierte sich die Stadt grösstenteils über die Einnahmen aus den Stahlwerken. «Es ernährt die ganze Stadt», sagte Geeremev nach der Einnahme der Stahlwerke gegenüber russischen Medien.
«Die Übernahme der wirtschaftlichen Ressourcen durch Putins Verbündete scheint ein gut organisiertes Plünderungsunternehmen zu sein», sagte Bohdan Bernatskyi, Ermittler bei Project Expedite Justice, eine Non-Profit-Organisation, die russische Plünderungen in der Ukraine verfolgt.
Tschetschenen-Chef posiert in riesigem Cybertruck
Kadyrow macht übrigens kein Geheimnis aus seinem neuen Wohlstand: Im August veröffentlichte der tschetschenische Machthaber ein Video von sich, in dem er einen Tesla Cybertruck fährt. Darauf montiert: ein Maschinengewehr. Er gab an, das Auto an die Frontlinien der Ukraine zu schicken.
2007 übernahm Kadyrow die Präsidentschaft der kaukasischen Republik Tschetschenien, die sein Vater einst führte. Er schuf einen Personenkult, der auf Theatralik und Autoritarismus beruht.