Schon länger gab es Gerüchte um den Gesundheitszustand des Machthabers der Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow (47).
Jetzt enthüllt die «Nowaja Gaseta»: Der kremltreue und für seinen brutalen Umgang mit Andersdenkenden bekannte Politiker leidet unter einer nekrotisierenden Pankreatitis, einer unheilbaren Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.
«Keine Hoffnung auf Heilung»
Die gewöhnlich gut informierte «Nowaja Gaseta» schreibt: «Der Gesundheitszustand des 47-jährigen Ramsan Kadyrow lässt keine Hoffnung auf Heilung. Und Moskau muss nun operativ entscheiden, wie die Stabilität gewahrt wird, wenn der harte tschetschenische Diktator nicht mehr ist.»
Das Blatt, das einst von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow gegründet worden war, berief sich auf Quellen sowohl aus Kadyrows Umgebung als auch auf Ärzte im Krankenhaus der russischen Präsidialverwaltung. Dort soll der Tschetschenenführer im vergangenen Herbst behandelt worden sein.
Zu der Zeit tauchten das erste Mal starke Gerüchte über seine schwere Erkrankung auf - befeuert durch langes Fehlen in der Öffentlichkeit und sichtliche Probleme bei seinen seltenen Auftritten. Kadyrow reagierte damals mit inszenierten Videos, in denen er Stärke demonstrierte, um die Gerüchte zu zerstreuen.
Akutes Lungenversagen
Im September 2023 berichtete die «Nowaja Gaseta», dass Kadyrow etwa einen Monat lang mit akutem Lungenversagen in einem Moskauer Spital behandelt wurde, nachdem er eine Überdosis Schlaftabletten eingenommen hatte. Diese hätten ihm offenbar geholfen, die Schmerzen zu lindern.
Ärzte konnten ihn zwar stabilisieren, doch vollständig davon erholt habe er sich nie, berichtet die Zeitung. Eine Quelle, die einem Kadyrow-Verbündeten nahesteht, sagt zur Zeitung: «Der alte Führer wird nicht mehr da sein, die Krankheit wird ihn ernsthaft beeinträchtigen. Selbst wenn er sich jetzt erholt, wird er weder lebendig noch tot sein.»
Kadyrow spricht nur mit Mühe
Aus Kadyrows Machtapparat, der ähnliche Gerüchte vor einigen Monaten dementiert hat, gab es zu dem jüngsten Medienbericht zunächst keine offizielle Stellungnahme.
Auf Kadyrows Telegram-Kanal wurde unterdessen am Montag ein Video veröffentlicht, die ihn bei einer Sitzung der Regionalregierung in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny zeigen soll. Die Aufnahme dürfte allerdings kaum dafür sorgen, dass die Spekulationen um den Gesundheitszustand des Politikers schnell abreissen: Der tschetschenische Machthaber, dem schwerste Menschenrechtsverstösse vorgeworfen werden, sitzt beinahe reglos am Tisch und spricht nur langsam und offenbar mit Mühe. (SDA/neo)