Dass es für den russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) nichts Heiligeres gibt, als die eigene Sicherheit, ist kein Geheimnis. Aus Angst vor Anschlägen reist der Kremlchef zum Beispiel ausschliesslich mit dem Panzerzug.
Wie schlimm es um Putins Paranoia tatsächlich steht, weiss Witalij Brischaty, ein ehemaliger Wachmann des russischen Sicherheitsdienstes FSO. Im Gespräch mit dem unabhängigen russischen Fernsehsender Doschd packt der Wachmann über seine Zeit im russischen Staatsapparat aus.
Dabei erstaunt insbesondere eine Aussage des Ex-Wachmanns: So stünden nicht nur Putin selbst und seine Entourage, sondern auch seine unbekannteren Residenzen sowie jene von Vertretern der russischen Elite unter hohem Schutz.
Wie nah der Wachmann, der im Ort Oliva auf der Krim im Einsatz war, an Putin dran war, geht aus dem Bericht jedoch nicht hervor. Brischaty lebt inzwischen in Ecuador. Er sei dorthin geflohen, nachdem er sich kritisch über den Ukraine-Krieg geäussert hatte.
Putin traut seinen eigenen Leuten nicht
Wie Brischaty im Interview weiter berichtet, sollen zahlreiche hochrangige russische Beamte unweit des Küstenortes Oliva ihre Landhäuser haben – und in den Genuss der Überwachung des FSO kommen. So befänden sich neben den Anwesen des russischen Präsidenten Wladimir Putin selber auch Residenzen von Ex-Präsident Dmitri Medwedew (57) oder vom Chef des Geheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow (71), auf diesem Teil der von Russland besetzten Insel.
Obwohl Putin dem Wachdienst viel Verantwortung zuspricht, scheint er Brischaty zufolge seinen eigenen Leuten nicht wirklich zu trauen. So könne es durchaus vorkommen, dass der Kremlchef seine Ankunft an zwei Flughäfen gleichzeitig ankündige, der Präsident dann aber per Schiff anreise. «Das zeigt, wie sehr dieser Mann um sein Leben fürchtet», so der Ex-Wachmann zum Russen-Sender.
«Das ist einfach verrückt»
Weiter berichtet Brischaty, dass er sich als Wachmann an strikte Auflagen habe halten müssen. So sei ihm der Kontakt zu Personen, die den Krieg verurteilen, strikt verboten worden. Bei Nichteinhaltung hätte eine harte Strafe gedroht. Dasselbe habe für Staatsbürger aus der Ukraine, den USA und der Europäischen Union gegolten.
Dass einer seiner Freunde mittlerweile in den USA lebe und dem Krieg gegenüber kritisch stehe, habe dem Ex-Wachmann Sorgen bereitet. So hätte der Kreml gegen seinen Freund Ermittlungen einleiten können, sobald dieser nur pro-ukrainische Inhalte auf Instagram geliket hätte. Für Brischaty ist das rückblickend unfassbar. «Das ist einfach verrückt.» (dzc)