Russlands Elite muss wegen hohen Kriegskosten tief in die Taschen greifen. Nun fürchtet Präsident Wladimir Putin (70) um die Loyalität der lokalen Beamten. Denn diese sind massgeblich durch die Steuereintreibung in ihren Bezirken für die Finanzierung des Kriegs verantwortlich.
Nur: Putins Rückhalt in den Lokalregierungen wird immer kleiner. Seine neue Strategie: Er will eine Charmeoffensive starten. Ab sofort soll eine «Initiativgruppe» den Beamten die Wünsche von den Augen ablesen.
Kreml will Kreativität aufrechterhalten
Am Mittwoch hat das unabhängige russische Magazin «Verstka» zum ersten Mal vom «Privilegierten-Programm», wie es offiziell heisst, berichtet. Geschenke wie Pralinen, Chips, kostenlose Parkplätze in der Stadt oder vergünstigte Bankkredite sollen ganz oben auf der Liste stehen.
Die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» analysiert: «Der Kreml kämpft mit diesen Massnahmen zunehmend darum, die Loyalität der regionalen Behörden auf niedrigerer Ebene aufrechtzuerhalten.» Putin habe sogar extra «Initiativgruppen» beauftragt, Fragebögen für Beamte vorzubereiten. So sollen die verschiedenen Bedürfnisse ermittelt und erfüllt werden.
Auch Gemeindebedienstete sollen bei Laune gehalten werden. Ihnen werden im Rahmen des Programms Stipendien und Ausbildungsseminare angeboten. Damit sollen sie in einer Zeit steigender Preise und anderer negativer Kriegsfolgen unterstützt werden. Wie sehr sich Putin damit neue Freunde macht, wird sich beim Programmbeginn Ende April zeigen. (lia)