Lange hat man über deren Einsatz gemutmasst. Jetzt ist es offiziell: «Wir haben jetzt Bomben, die sich JDAM nennen», verkündete der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat am Freitag.
Was verbirgt sich hinter den vier Buchstaben JDAM? Das Kürzel steht für Joint Direct Attack Munition (Deutsch: gemeinsame Munition für direkten Angriff). Dabei handelt es sich um einen Nachrüstsatz für Fliegerbomben. Durch die Module wird konventionelle Munition zu präzisen Lenkwaffen. Das Ergebnis: Die Genauigkeit steigt massiv an.
Aus dumm wird smart
Ihren ersten Einsatz auf dem Schlachtfeld hatten die JDAM-Bomben im Kosovokrieg. Den USA, die diese Technologie und an die Ukraine geliefert haben, gelang es, mit dem Umrüst-Bausatz aus simplen Freifallbomben präzisionsgelenkte Waffen zu machen, berichtet der «Spiegel».
Weil die konventionellen Bomben auch dumme Bomben («dumb bombs») genannt werden, bezeichnet man sie nach der Umrüstung als «smart bombs». Für die Steuerung der Bomben ist eine angelegte Manschette verantwortlich. Ein aktives Leitwerk kümmert sich dann um die Navigation: Es passt den Kurs der Bombe nach dem Abwurf an. Der Mechanismus basiert auf einer Kombination aus GPS-Satellitendaten und Trägheitsnavigation.
Laut US-Angaben treffen die Bomben in der Hälfte der Fälle das Ziel in einem Radius von 13 Metern. Dabei kann die Luftwaffe bis zu 900 Kilogramm schwere Bomben abwerfen. Herkömmliche JDAMs hatten eine Reichweite von 28 Kilometern. Neuere Modelle erreichen Ziele, die bis zu 80 Kilometer entfernt liegen. Welche Modelle und wie viele Einheiten die Ukraine bekommen hat, ist unklar. Offenbar handelt es sich aber um JDAMs mit erhöhter Reichweite.
Günstige Alternative
Über eine halbe Million Bausätze soll der Hersteller Boeing bislang fertiggestellt haben. Im Vergleich zu Alternativen wie Marschflugkörpern sind die JDAM-Bausätze günstig: Durchschnittlich kostet ein Bausatz 24'000 Dollar.
Allerdings musste die Ukraine eine Herausforderung überwinden: Mit den JDAM-Waffen berechnet der Bordcomputer des Kampfflugzeugs den idealen Gleitweg der Bombe. Damit das aber mit den MiG-Jets oder den Suchoi-Kampfflugzeugen aus der Sowjetzeit funktioniert, sind technische Umrüstungen notwendig.
Möglicherweise hat die Ukraine von der Erfahrung Polens profitiert: Das Nachbarland hat nach dem Nato-Beitritt seine russischen MiG-29-Jets so umgerüstet, dass die Flieger westliche Munition verwenden können.
Die Probleme mit dem Umbau scheinen offenbar beseitigt zu sein. Die Ukraine zeigt sich zufrieden mit ihrer neuen Super-Waffe. Luftwaffensprecher Ihnat «Wir hätten gern mehr von diesen Bomben, um an der Front erfolgreich zu sein.»