Führt die russische Nationalgarde (Rosgvardia) eine interne Untersuchung gegen Korruption durch, um Feinde loszuwerden? Das glauben zumindest Experten des «Institute for the Study of War» (ISW). Am Mittwoch wurde der Leiter der Marineabteilung, Sergei Wolkow, in Moskau wegen Korruptionsverdacht verhaftet. Ihm werde vorgeworfen, minderwertige Radarsysteme zu stark überhöhten Preisen verkauft zu haben. Laut dem ISW ergab eine offizielle Untersuchung, dass Wolkows Handlungen einen Schaden von umgerechnet rund 5 Millionen US-Dollar verursacht haben. Russische Medien sprechen von einem «Korruptionsskandal».
Kein Einzelfall: Der Befehlshaber des Zentralbezirkes von Rosgvardia wurde ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet. Die russische Regierung hat offenbar Angst vor internem Widerstand. Die Untersuchung ist nämlich insofern bemerkenswert, als es seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine keine einzige Verhaftung von russischen Militärkommandanten gab.
Macht sich Putin Sorgen?
Laut dem ISW zeigt dieser Richtungswechsel, dass der russische Präsident Wladimir Putin (70) sich Sorgen um die Zuverlässigkeit und Loyalität von Rosgvardia sowie um die Korruption innerhalb seines Militärapparats machen könnte. Die jüngsten Strafverfahren könnten darauf hindeuten, dass die russischen Behörden auf Anweisung von ganz oben eine umfassende Korruptionsuntersuchung innerhalb der Nationalgarde durchführen.
Rosgvardia umfasst insbesondere Elemente, die für die innere Sicherheit des russischen Regimes zuständig sind. Gemäss ISW achtet Putin penibel darauf, dass in der Behörde alles mit rechten Dingen zugeht und die Arbeit in seinem Sinne erledigt wird. (ene)