Seit Sonntagabend werden Handy-Aufnahmen aus der russischen Hauptstadt Moskau verbreitet. Die Clips zeigen digitale Anzeigetafeln, auf denen ein Notfall-Video des Kremls läuft. Den Bürgern wird dabei erklärt, wie man effizient eine Notfalltasche packt.
Die stille Aufforderung, sich auf eine Notsituation vorzubereiten, beunruhigt die Bürger. Und das ist noch nicht alles: Vor einigen Wochen sind Luftaufnahmen von Moskau veröffentlicht worden, die zeigen, wie Platz für Luftabwehrsysteme geschaffen wird. Diese werden in und um Moskau positioniert, teilweise direkt neben Wohnhäusern. Die Bürger sind besorgt, denn ihre Stadt ähnelt immer mehr einer militärischen Einrichtung.
Krieg läuft aus dem Ruder
Am Samstag hat Putin in einer Rede angekündigt, dass er taktische Atomwaffen in Belarus stationieren wolle. Ob die Warnvideos in Zusammenhang mit der Ankündigung stehen, ist indes nicht klar.
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Die russischen Medien versuchen, die Situation zu beruhigen, wie das Nachrichtenportal Focus schreibt. Die Erklär-Videos seien Teil einer offiziellen Kampagne, «nur für alle Fälle». Westliche Experten bezweifeln das, gehen eher von einer Verzweiflungstat des Kremls aus, weil es im Ukraine-Krieg überhaupt nicht nach Plan läuft.
Militärexperten vermuten Mobilmachung Moskaus
Der amerikanische Militärhistoriker Chris Owen schreibt ebenfalls von einer «Verzweiflungstat». Laut eigenen Angaben hat er auf russischen Telegram-Channels ein Formblatt entdeckt. Diese befiehlt Polizeibeamten, eine Notfalltasche vorzubereiten. Das Aufgebot lässt vermuten, dass bald eine Mobilmachung öffentlicher Bediensteter bevorstehen könnte. «Dies deckt sich mit früheren Hinweisen, dass die russischen Behörden die Mobilisierung von Regierungs- und Rettungsdienstmitarbeitern, darunter Polizisten und Feuerwehrleute, sowie mehr Zivilisten vorbereiten», schreibt Owen.
Auf der Liste stehen alltägliche Gegenstände, wie Handtücher, Streichhölzer und eine Tagesration Nahrung. (lia)