Wie geht es weiter im Ukraine-Krieg? Diese Frage beschäftigt auch die Geheimdienste. Ein geheimes Papier des amerikanischen Verteidigungsnachrichtendienstes beschreibt nun vier mögliche «Wild Card»-Szenarien, die sich rund um den Ukraine-Krieg abspielen könnten.
Die «New York Times» hatte Einblick in das Dokument, das im Rahmen der Pentagon-Leaks veröffentlicht wurde. Das Papier skizziert Eventualitäten, die im Ukraine-Krieg zum Tragen kommen und den Ausgang des Krieges entscheidend beeinflussen könnten. Zu den hypothetischen Möglichkeiten gehören
- Szenario 1: der Tod des ukrainischen Präsidenten Wolodomir Selenski (45)
- Szenario 2: der Tod des Kreml-Bosses Wladimir Putin (70)
- Szenario 3: die Absetzung der Führungskräfte der russischen Streitkräfte
- Szenario 4: ein ukrainischer Angriff auf den Kreml
Eskalation oder gar Frieden
Besonders gross ist die Sorge der USA vor Szenario 4. Ein solches Ereignis könnte zu einer Eskalation führen, bei der Putin mit einer umfassenden militärischen Mobilisierung reagiert und den Einsatz taktischer Atomwaffen in Betracht zieht. Die Gefahr eines solchen Ereignisses sei der Grund, warum die USA bislang gezögert habe, Kiew Raketen mit grosser Reichweite zur Verfügung zu stellen. Es scheint so, als ob die Biden-Regierung dem Verbündeten gar nicht erst die nötigen Mittel für einen solchen Angriff bereitstellen will.
Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, dass Putin, angesichts des Angriffs auf das eigene Land, bereit für Friedensverhandlungen wäre. Insbesondere, wenn der Kreml-Chef befürchten muss, dass sein Volk sich gegen ihn auflehnt. Um einen Putsch zu verhindern, könnten Friedensverhandlungen die Lösung für ihn sein.
Dokument ist mit «Relido» gekennzeichnet
Im Geheimpapier wird auch immer wieder betont, dass es sich hier lediglich um Einschätzungen von möglichen Entwicklungen handelt. Die Experten spielen eben jedes Szenario und deren Folgen durch, um sich entsprechend darauf vorbereiten zu können.
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Laut der «New York Times» seien solche Analysen typisch für Geheimdienste. Sie dienen dazu, politische Entscheidungsträger und Militäroffiziere über mögliche Optionen und Folgen in Konfliktsituationen aufzuklären. Das betreffende Dokument ist mit «Relido» gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die Entscheidung, ob ausländischen Partnern Zugang zu den darin enthaltenen Informationen gewährt wird, bei hohen Beamten liegt.
Das Dokument enthält keine Einschätzung, welches der beschriebenen Szenarien am wahrscheinlichsten ist. Es führt diese lediglich ohne Bewertung auf. Seit Wochen kursieren im Internet geheime Dokumente von US-Stellen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Material soll heikle Informationen zu beiden Kriegsparteien beinhalten. (ene)