Der 17-jährige Nahel M.* wurde letzte Woche bei einer Verkehrskontrolle in einem Pariser Vorort von einem Polizisten erschossen. Seither kommt es in Frankreich zu nächtlichen Krawallen – das Land kommt nicht zur Ruhe.
Nahels Tod hat eine enorme Solidaritätswelle ausgelöst. So bezeichnete Kylian Mbappé (24), der Fussballstar der französischen Nationalmannschaft, den Jungen auf Twitter kürzlich als «Engel».
Neue Details, die nun über Nahel ans Licht kommen, zeichnen jedoch ein anderes Bild des Jugendlichen. So soll er nicht nur regelmässig die Schule geschwänzt haben, sondern auch polizeibekannt gewesen sein. Das berichtet die «Bild».
Nahel soll mit Drogen gedealt haben
Demnach soll Nahel zwölf Einträge im Polizeiregister gehabt haben. So wurde ihm unter anderem zur Last gelegt, fünfmal ohne Führerschein unterwegs gewesen zu sein und falsche Nummernschilder genutzt zu haben. Auch Versicherungsbetrug, Drogendelikte und Befehlsverweigerung soll er sich zuschulden kommen lassen haben.
Die Schule habe der Jugendliche zudem seit Monaten nicht mehr besucht. Wie die französische Tageszeitung «Le Figaro» berichtet, hat sich Nahel vor zwei Jahren am Lycée Louis-Blériout in Suresnes in Nanterre eingeschrieben, um eine Ausbildung zum Elektriker zu absolvieren. Nach sechs Monaten schien ihm die Lust jedoch bereits vergangen zu sein – seither schwänze er fast alle seine Kurse.
Stattdessen habe Nahel seinen Lebensunterhalt als Lieferfahrer für Imbissbuden bestritten. Wie er sich mit diesem Job den gelben A-Klasse-Mercedes, in dem er letzte Woche erschossen wurde, leisten konnte, bleibt unklar. Laut dem Vorsitzenden eines Rubgy-Vereins, in dem der Jugendliche spielte, soll Nahel mit Drogen gehandelt haben.
Verfolgungsjagd vor dem Tod
Nur wenige Tage vor seinem Tod war er Berichten zufolge erneut ohne Führerschein gerast und daraufhin in Polizeigewahrsam genommen worden. Im September hätte er deshalb vor dem Jugendgericht erscheinen sollen.
Abgeschreckt hat ihn dies offenbar nicht – bevor er erschossen wurde, lieferte er sich mit der Polizei eine filmreife Verfolgungsjagd und fuhr dabei fast einen Passanten und einen Velofahrer über den Haufen.
Das berichtet «Le Figaro» unter Berufung auf das detaillierte Protokoll des Staatsanwalts von Nanterre.
Unterstützung auch für den Polizisten
Wie die Zeitung weiter schreibt, soll Nahel M. eine schwierige Jugend gehabt haben. Aufgewachsen sei der Jugendliche mit algerischen und sizilianischen Wurzeln bei seiner Mutter, seinen Vater hat er offenbar nie kennengelernt.
Nahel habe seine Jugend in Nanterre verbracht, einem Banlieue ausserhalb von Paris. Der Migrationsanteil der Menschen, die dort leben, ist gross, das Einkommen niedrig. Dementsprechend zeichnen sich die Banlieues durch eine hohe Kriminalität aus.
Zahlreiche Menschen empören sich über den Tod des Jugendlichen. Sehen in seiner Vergangenheit keine Rechtfertigung für die Tat des Beamten. Andere solidarisieren sich jedoch mit dem des Totschlags beschuldigten Polizisten, der Nahel erschoss.
So sind zur Unterstützung des betroffenen Beamten bereits 560'000 Euro an Spendergeldern eingegangen. Die Spendensammlungen für Nahels Familie fallen dagegen um einiges bescheidener aus: Für die Familie des Jugendlichen sind bisher 80'000 Euro zusammengekommen.
* Name bekannt