Die Pandemie hat das Sexgeschäft arg getroffen. So mussten sich etwa in Zürich gleich 50 Prostituierte in Quarantäne begeben. Wegen dem seit fünf Monate anhaltenden Prostitutionsverbot trifft es nun auch das grösste Bordell Europas. Das Pascha an der Hornstrasse in Köln, das einst Millionenumsätze machte, hat beim Amtsgericht in Köln Insolvenz angemeldet.
Pascha-Chef Armin Lobscheid sagt gegenüber dem «Kölner Express»: «Wir sind am Ende.»
120 Frauen und 60 Angestellte
Die Kosten für den grossen Sexclub auf zehn Etagen, wo bis zu 120 Frauen gleichzeitig anschafften, waren schlicht zu gross. Rund 60 Angestellte wie Handwerker, Köche, Coiffeure, Elektriker, Masseure, Reinigungskräfte und Sicherheitsleute wollten einen Lohn.
Lobscheid geht mit den Behörden hart ins Gericht. «Man hat uns alle 14 Tage auf weitere zwei Wochen vertröstet. So können wir nicht planen.» Wenn man wüsste, dass es Anfang nächsten Jahres weitergeht, hätte man den Konkurs mithilfe der Banken möglicherweise abwenden können. Prostitution gebe es auch während der Pandemie, sie wandere einfach in die Illegalität ab.
Aufgebrachte Muslime
Eröffnet wurde das Etablissement in den 1970er-Jahren, seit 1995 heisst es Pascha. Das zwölfstöckige Haus hat 126 Appartements, verfügte über ein eigenes Restaurant, ein Schönheitscenter, eine Boutique, einen Waschsalon, ein Sonnenstudio und Bistros und gab eine eigene Zeitung heraus.
An der Aussenseite des Gebäudes befand sich während der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 ein grosses Plakat, auf dem die Flaggen der 32 teilnehmenden Länder abgebildet waren. Weil dadurch auch die islamischen Glaubensbekenntnisse, die sich als Aufschrift auf den Flaggen von Saudi-Arabien und dem Iran befinden, zu sehen waren, erschienen aufgebrachte Muslime beim Bordellbetreiber und protestierten, dass dies eine Beleidigung Mohammeds darstelle. Die Flaggen der beiden Länder wurden darauf geschwärzt.
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Nur zwei Frauen wohnen noch da
Das Pascha ist Mieter des Gebäudes. Was die Besitzerin, die Timoste Appartementhotel Schildbach AG, nun mit dem weltweit bekannten blauen Haus machen wird, ist noch offen. Schon immer war das Haus ein Bordell, aber wegen der ungewissen Lage wird es zurzeit niemand als Sexclub weiterführen wollen. Zur Diskussion steht eine Umnutzung in ein Hotel oder eine Flüchtlingsunterkunft, aber dazu bräuchte es aufwendige Umbauarbeiten.
Nur zwei Frauen wohnen zurzeit noch im verlassenen Haus. Armin Lobscheid: «Sie wüssten sonst nicht, wo sie hin sollen. Das Pascha war ein Stück weit ihr zu Hause.» (gf)