«Wir haben mit den Frauen gebetet»
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Nach Corona-Fall im Milieu:In diesem Haus sind die Frauen in Isolation

Stadtmission im Einsatz nach Corona-Fall im Zürcher Milieu – Helfer erzählen
«Wir haben mit den Frauen gebetet»

Wegen eines Corona-Falls müssen 50 Prostituierte in Quarantäne. Auch zwei Polizisten müssen sich isolieren, weil ihre Gesichtsmasken sich beim Einsatz verschoben haben. Eine Hilfsorganisation springt den Frauen zur Seite.
Publiziert: 01.09.2020 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2020 um 15:48 Uhr
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Corona-Alarm im Zücher Rotliecht-Milieu.
Foto: Nicolas Lurati

Am Sonntagmorgen musste die Stadtpolizei Zürich ins Rotlicht-Milieu ausrücken. Im Auftrag des Contact-Tracing-Teams sollten sie einer Frau an der Langstrasse 108 ausrichten, dass sie sich wegen eines Corona-Tests vom 28.08.2020 beim Contact-Tracing-Team melden müsse, da sie zuvor telefonisch nicht erreicht werden konnte.

Die Betroffene konnte erst am Sonntagnachmittag kurz vor 15 Uhr angetroffen und orientiert werden, dass sie positiv auf das Corona-Virus getestet worden sei. Diese befindet sich momentan in einem Spital in Zürich.

Rund 50 Frauen wohnen auf engem Raum

Die weiteren Abklärungen der Stadtpolizei zeigten, dass in der Liegenschaft Langstrasse 108 rund 50 Frauen auf engem Raum zusammenwohnen. Im Haus befindet sich auch die als Kontaktbar bekannte «Lugano-Bar», in der sich regelmässig Freier und Prostituierte treffen.

Der Kantonsärztliche Dienst hat in der Zwischenzeit verfügt, dass sich die rund 50 Frauen aufgrund des positiven Resultats der Mitbewohnerin in Quarantäne begeben müssen. Am Dienstagnachmittag kam es zu einem zweiten Polizeieinsatz. Beamte erschienen in Schutzkleidung bei der Liegenschaft, um den betroffenen Prostituierten die Quarantäneverfügung auszuhändigen. Die Frauen weigerten sich, am Hauseingang den Empfang der Papiere zu bescheinigen. Deshalb betraten vier Polizisten in Schutzkleidung schliesslich die Räumlichkeiten, um die Unterschriften einzuholen.

«Alle Damen im Haus müssen bis am 9. September in Quarantäne bleiben», sagt der Einsatzleiter der Stadtpolizei Zürich gegenüber BLICK.

Für die Frauen ein harter Schlag: «Wir haben versucht sie zu beruhigen und zu erklären um was es hier geht», sagt Beatrice Bänninger (56) zu BLICK. Sie ist Geschäftsführerin der Zürcher Stadtmission, die die Anlaufstelle für Sexarbeitende «Isla Victoria» betreibt. «Wenn sie auf diesen Verdienst angewiesen sind, dann führt das sehr schnell zu existenziellen Ängsten», sagt sie.

Schaltung an die Langstrasse zu Anja Müggler
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Corona im Zürcher Milieu:Schaltung an die Langstrasse zu Anja Müggler

Testresultate noch nicht da

Wie es für die Frauen weiter geht ist noch nicht klar. Laut Bänninger sind die Testresultate der anderen betroffenen Prostituierten noch nicht da. Diese sollten aber noch am Dienstag übermittelt werden. «Wenn jemand positiv ist, dann gibt es nur eins – Isolation», sagt sie. Aber: «In solchen Räumlichkeiten kann niemand in Selbstisolation. Das ist ein grosses Problem», sagt Bänninger.

«Wir sind nun am abklären wo die Frauen überhaupt untergebracht werden könnten», heisst es beim Gesundheits- und Umweltdepartement Zürich auf Anfrage von BLICK.

«Wir versuchen sie auch geistlich zu unterstützen»

Direkten Kontakt zu den betroffenen Frauen haben seit Sonntag Ariane Stocklin und Karl Wolf von der Hilfsorganisation «Incontro». Stocklin sagt gegenüber BLICK, dass die Prostituierten zu Beginn «sehr aufgeregt und verunsichert» gewesen seien. Mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt. «Wir sind heute in ein afrikanisches Geschäft gegangen, damit sie ihnen bekannte Gerichte kochen können», so Stocklin.

«Wir versuchen sie auch geistlich zu unterstützen», erzählt Karl Wolf, Pfarrer aus Küsnacht. «Die Frauen haben sich gewünscht, dass wir alle zusammen beten. Viele von ihnen sind sehr gläubig und spirituell.» Ariane Stocklin zieht ein positives Fazit vom zweiten Tag in Quarantäne: «Die Frauen vertrauen uns jetzt schon viel mehr. Da wächst etwas heran. Es ist auch eine Chance.»

Auch Polizisten müssen in Quarantäne

Die zwei Polizisten, welche die Frau über das positive Resultat informierten, wurden von den emotional reagierenden Kolleginnen körperlich bedrängt. Dadurch verschoben sich ihre getragenen Gesichtsmasken. Darum wurde entschieden, dass sie sich nach dem Einsatz in Quarantäne begeben müssen.

Die positiv getestete 23-jährige Frau wurde bereits am Sonntag in ein Isolationszimmer gebracht. Die Behörden von Stadt und Kanton Zürich arbeiten in diesem aussergewöhnlichen Fall eng zusammen.

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