Plazenta entzündet sich
Corona für Schwangere gefährlicher als bisher angenommen

Das tückische Coronavirus kann für Babys im Mutterleib tödlich enden. Auch befürchten Forscher Langzeitschäden bei Neugeborenen.
Publiziert: 02.09.2020 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2020 um 15:41 Uhr
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Schwangere Frauen gehören der Corona-Risikogruppe an.
Foto: DUKAS

Schwangere gelten seit einigen Wochen als Corona-Risikogruppe. Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist das Virus nicht nur für die Mutter, sondern auch für das ungeborene Kind gefährlich. Die Frau hat ein bis zu fünfmal höheres Risiko, bei einer Infektion im Spital zu landen, als eine gleichaltrige Nichtschwangere.

Mehrere Studien zeigen nun die konkreten Gefahren auf. Zwar übertragen Mütter das Virus eher selten auf den Fötus, wenn das jedoch passiert, können beim Baby schwere neurologische Komplikationen auftreten, schreibt das Fachblatt «Nature». Im Falle einer Patientin in Deutschland habe ihr Kind so schwere Hirnschäden von der Erkrankung davon getragen, dass sich die Frau für eine Spätabtreibung entschied, schreibt «Der Spiegel».

Mehr Fehlgeburten

Eine andere Schwangere, deren Zustand sich offenbar gar bereits besserte, erlitt in der 20. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt. Ulrich Pecks, ein Gynäkologe aus Deutschland, bestätigt, dass infizierte Schwangere häufiger Fehlgeburten erleiden. «Statt etwa 9 sind es rund 16 Prozent», sagt er.

Die Behandlung der Frau stelle die Ärzte oft vor Herausforderungen. Gemäss einem Bericht der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention stehen dabei zwei Probleme im Vordergrund. Einerseits dürfe man den Patientinnen wegen der Schwangerschaft nicht alle Medikamente verabreichen und andererseits können sie bei Komplikationen mit der Lunge nicht auf den Bauch gelegt werden, um beatmet zu werden.

Corona-Kinder sollen regelmässig untersucht werden

Auch die Plazenta werde durch die Infektion in Mitleidenschaft gezogen. Der Mutterkuchen habe sich in vielen Fällen entzündet oder wies Blutgerinnsel auf. «Diese Veränderungen können die Durchblutung der Plazenta verschlechtern», sagt Jeffrey Goldstein, Pathologe an der Northwestern University in Chicago.

Die Ärzte befürchten Langzeitschäden bei den Neugeborenen. Ähnlich habe es nämlich während der spanischen Grippe ausgesehen. Die Kinder, die damals im Mutterleib waren, seien spätere häufiger krank gewesen und wiesen eine kürzere Lebenserwartung auf. Die Wissenschaftler wollen die Corona-Kinder darum in den kommenden Jahren tiefer unter die Lupe nehmen und sie regelmässig untersuchen lassen. (man)

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