«Ich weiss nichts darüber»
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Trump über den Geheim-Chat:«Ich weiss nichts darüber»

Kriegspläne im Gruppenchat verraten?
Ex-Trump-Berater sprachlos, dass Regierung Signal nutzt

Der Chefredakteur des US-Magazins «The Atlantic» ist nach eigenen Angaben versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der US-Regierung aufgenommen worden, in dem offenbar hochsensible Militärpläne erörtert wurden.
Publiziert: 24.03.2025 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2025 um 09:28 Uhr
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Peinliche Panne um US-Verteidigungsminister Pete Hegseth. Die US-Regierung hat versehentlich Kriegspläne an US-Journalist verraten.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • US-Journalist verfolgte offenbar geheime Chatgruppe zu Militäraktion im Jemen

  • Angriffe begannen zwei Stunden nach detaillierter Nachricht von Verteidigungsminister

  • Demokraten fordern Untersuchung wegen Kommunikationspanne
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Die Opposition im US-Parlament will eine mutmassliche Kommunikationspanne der Regierung untersuchen lassen, durch die ein Journalist anscheinend einen Gruppenchat zu einem geplanten Militärangriff im Jemen mitverfolgen konnte. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Brian Hughes, erklärte, dass es sich bei dem Chatverlauf höchstwahrscheinlich um eine authentische Kommunikation handele. Er kündigte eine interne Prüfung an.

Im Magazin «Atlantic» schildert Chefredakteur Jeffrey Goldberg, wie er Mitte März über die verschlüsselte Messenger-App Signal Teil einer Gruppe wurde, in der offenbar führende Mitglieder der Regierung von US-Präsident Donald Trump konkrete Angriffspläne gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen besprachen.

Brisante Details enthüllt

Goldberg beschreibt in seinem Artikel detailliert den Austausch zwischen den Beteiligten mit exakten Uhrzeiten, Originalzitaten und teils informellem Ton.

Unter den Gruppenmitgliedern befanden sich demnach unter anderem Vizepräsident J. D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Aussenminister Marco Rubio sowie weitere Kabinettsmitglieder und hochrangige Regierungsbeamte. Diskutiert wurden dem Bericht zufolge sowohl die militärische Taktik als auch die politische Kommunikation rund um den Schlag gegen die Huthi.

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Besonders brisant: Zwei Stunden vor dem Start der Angriffe am 15. März erhielt Goldberg eine Nachricht von Hegseth selbst – mit detaillierten Angaben zu Zielen, Waffensystemen und dem zeitlichen Ablauf der Operation. Kurz darauf begannen tatsächlich Luftschläge gegen Huthi-Stellungen im Jemen. Die USA hatten die Miliz kurz zuvor wieder als ausländische Terrororganisation eingestuft.

Mit Emojis gefeiert

Als die ersten Explosionen gemeldet wurden, war Goldberg eigenen Angaben zufolge schliesslich überzeugt, dass die Unterhaltung real war und kein Fake. Er verliess die Gruppe wenig später unaufgefordert. Rückfragen zu seiner Anwesenheit gab es seinem Bericht zufolge nicht.

Der Angriff selbst wurde in der Chatgruppe unter anderem mit Emojis gefeiert. Um 1.48 Uhr gab «Michael Waltz» der Gruppe ein Update in dem er den Angriff als «erstaunliche Arbeit» bezeichnete. Ein paar Minuten später schrieb «John Ratcliffe»: «Ein guter Anfang.» 

Kurze darauf antwortete «Waltz» mit drei Emojis: einer Faust, einer amerikanischen Flagge und Feuer. Andere schlossen sich bald an, darunter «MAR», der schrieb: «Gute Arbeit Pete und dein Team.»

Foto: Screenshot

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Hughes, versuchte, die Panne umzudeuten, und argumentierte, der Vorfall sei ein «Beleg für die intensive und durchdachte politische Koordinierung zwischen hochrangigen Regierungsvertretern». 

Demokraten können es nicht fassen

Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sprach auf der Plattform X von «amateurhaftem Verhalten» und forderte eine umfassende Aufarbeitung. Die Zeitung «The Hill» und der Sender ABC zitierten ihn mit den Worten, es handele sich um «eine der unglaublichsten Verletzungen» militärischer Geheimnisse, die ihm je untergekommen sei. 

Der demokratische Senator und Militärexperte Jack Reed erklärte, «wenn diese Geschichte wahr ist, stellt sie eines der ungeheuerlichsten Versäumnisse in Bezug auf die operative Sicherheit und den gesunden Menschenverstand dar, die ich je gesehen habe». 

Militäroperationen müssten mit äusserster Diskretion und über genehmigte, sichere Kommunikationswege abgewickelt werden, denn es gehe um das Leben von Amerikanern. «Die Nachlässigkeit, die das Kabinett von Präsident Trump zeigt, ist erstaunlich und gefährlich. Ich werde sofort Antworten von der Regierung einfordern.»

«Soll wohl ein Scherz sein»

«Dies ist ein empörender Verstoss gegen die nationale Sicherheit, und es müssen Köpfe rollen», sagte der demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, Chris Deluzio auf X. Und weiter: «Wir brauchen umgehend eine umfassende Untersuchung und Anhörung im Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses.»

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Die frühere demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton postete den «Atlantic»-Artikel auf X und schrieb dazu: «Das soll wohl ein Scherz sein.» Der damalige Präsidentschaftskandidat – und heutige Präsident – Donald Trump hatte ihr im Wahlkampf 2016 immer wieder vorgeworfen, E-Mails über einen privaten Account verschickt und damit Sicherheitsregeln missachtet zu haben.

«Köpfe müssen rollen», forderte weiter Don Beyer, demokratischer Abgeordneter und ehemaliger Botschafter der Vereinigten Staaten in der Schweiz und Liechtenstein, auf X. «Dies ist einer der dümmsten Sicherheitsverstösse der Geschichte und deutet auf ein grösseres Muster potenziell kriminellen Verhaltens hin, das Amerikaner gefährdet.»

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Auch Republikaner empört

Und selbst republikanische Abgeordnete reagieren empört. Der ehemalige Nationale Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, John Bolton, sagte gegenüber CNN zum Vorfall: «Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Signal nutzen würde.» Er warnte: «Wenn Sie glauben, Signal sei vergleichbar mit der sicheren Telekommunikation der US-Regierung, dann denken Sie noch einmal darüber nach.» Bolton beriet Trump während dessen erster Amtszeit.

Der republikanische Senator Thom Tillis sagte: «Du musst schon wissen, wem du deinen Text schickst.» Die republikanische Senatorin Susan Collins nannte den Vorfall «unvorstellbar» und «eine äusserst beunruhigende Angelegenheit».

Trump: «Kein grosser Fan» des «Atlantic»

Hegseth bestritt den «Atlantic»-Bericht vehement. «Niemand hat Kriegspläne getextet», antwortete er am Flughafen in Hawaii auf eine Reporter-Frage. Der frühere TV-Moderator des rechtskonservativen Senders Fox News bezeichnete Goldberg als «betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten», der es sich zum Beruf gemacht habe, eine Kampagne gegen die Regierung zu fahren und immer wieder Falschmeldungen zu verbreiten. Trump erklärte, er habe von dem Gruppenchat noch nicht gehört, sei aber ohnehin «kein grosser Fan» des «Atlantic». 

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