Der 49-Jährige errang bei der zweiten Runde der Vorwahlen eines Bündnisses aus sechs Oppositionsparteien 57 Prozent der Stimmen, wie die zuständige Wahlkommission am Sonntag mitteilte. Die linksgerichtete Europapolitikerin Klara Dobrev kam demnach auf 43 Prozent der Stimmen.
Für ein neues, saubereres und ehrliches Ungarn
Marki-Zay trat nach seinem Wahlsieg in der Hauptstadt Budapest vor seine Anhänger. «Wir wollen ein neues, saubereres, ehrliches Ungarn», sagte er vor der jubelnden Menge. Es gehe nicht einfach darum, Orban und seine Fidesz-Partei zu ersetzen. Vielmehr solle «das korrupteste System in Ungarns tausendjähriger Geschichte» zu Fall gebracht werden, fügte der Oppositionskandidat mit Blick auf den Urnengang im April hinzu.
Klara Dobrev verspricht Unterstützung für Peter Marki-Zay
Dobrev räumte ihre Niederlage ein. «Von nun an unterstütze ich Peter Marki-Zay», sicherte sie zu und rief alle in der Opposition auf, es ihr gleichzutun.
Die Vorwahl war vergangenes Jahr von sechs Parteien gegründet worden, um trotz des für die Fidesz-Partei günstigen Wahlsystems in Ungarn Orbans Regierungszeit zu beenden. Auch bei den einzelnen Wahlkreisen schickt das Oppositionsbündnis jeweils einen gemeinsamen Kandidaten ins Rennen. In Umfragen liegt das Oppositionsbündnis derzeit Kopf an Kopf mit der Fidesz-Partei.
Der bekennende Katholik Marki-Zay vertritt konservative Positionen
Der siebenfache Vater und bekennende Katholik Marki-Zay vertritt konservative Positionen. Für die Fidesz-Partei sei er der «unliebsamste» Herausforderer Orbans, sagte der Experte Robert Laszlo der Nachrichtenagentur AFP. Marki-Zay könne unentschiedene Wähler auf seine Seite ziehen, ohne linksliberale Wählergruppen zu vergraulen. Fidesz sei damit «jetzt gezwungen, ihre Kampagnen-Strategie für die Wahl nächstes Jahr zu verändern».
Marki-Zay war als Aussenseiter in die Vorwahlen gegangen. Bei der ersten Wahlrunde, an der sich vergangenen Monat mehr als 600.000 Menschen beteiligt hatten, wurde er nur Dritter. Er konnte aber den liberalen Budapester Bürgermeister Gergely Karacsony davon überzeugen, seine Kandidatur zurückzuziehen und stattdessen Marki-Zay gegen Dobrev zu unterstützen.
Marki-Zay war 2018 landesweit bekannt geworden, als er die Bürgermeisterwahl in der Kleinstadt Hodmezovasarhely, einer Fidesz-Hochburg im Süden Ungarns, gewann. Schon damals hatte er auf ein Bündnis mit anderen Oppositionsparteien gesetzt. Ausserdem kann der 49-Jährige, der fünf Jahre lang in den USA und Kanada gelebt hat, auf seine Erfahrungen als Ökonom und Ingenieur verweisen. Mit seiner anti-elitären Rhetorik und seinen Slogans gegen Korruption spricht Marki-Zay auch jüngere Wähler an.
Dobrev, die seit 2019 Vize-Präsidentin des EU-Parlaments ist, hatte die erste Runde der Vorwahl mit 35 Prozent der Stimmen gewonnen. Sie hatte damit geworben, dass sie über mehr politische Erfahrung als Marki-Zay verfüge. Gegen Dobrev sprach allerdings ihre Ehe mit dem früheren ungarischen Regierungschef Ferenc Gyurcsany, der viel Angriffsfläche für Orban bietet. (AFP)