Brüssels Strafaktion gegen Schweizer Forscher
Mit uns kann man es ja machen

Publiziert: 18.07.2021 um 11:06 Uhr
Simon Marti

Es war ein Symbol des Aufbruchs in Osteuropa: Kaum war der Eiserne Vorhang Geschichte, gründete der Investor George Soros in Budapest die Central European University.

Doch stand man sich im Kampf gegen die kommunistische Diktatur noch nahe, erklärte Ungarns Staatschef Viktor Orban Soros inzwischen zum Staatsfeind. Studenten und Professoren mussten ihre Koffer packen, die Uni des Philanthropen zog nach Wien um. Es passt in Orbans zynisches Weltbild, dass nun in Budapest ein Ableger der chinesischen Fudan-Universität gebaut werden soll.

Ungarn bleibt selbstverständlich trotzdem Mitglied der EU – und auch Teil des Forschungsprogramms «Horizon Europe». Dass Orbans Hochschulgesetz die akademische Freiheit mit Füssen tritt, spielt offenbar keine Rolle.

Nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen schliesst die EU nun Schweizer Akademiker vom Forschungsprogramm Horizon aus. Zwar machte der Bundesrat im Europadossier gewiss keine gute Figur. Und die eidgenössische Eigenart, von den Segnungen der europäischen Einigung profitieren zu wollen, den eigenen Beitrag aber möglichst klein zu halten, hilft nicht bei der Beziehungspflege.
Wenn die EU die Autokraten in den eigenen Reihen gewähren lässt, aber ausgerechnet Bildung und Forschung nutzt, um die freiheitliche Schweiz zu strafen, beweist sie eine Arroganz der Macht, zu deren Überwindung sie ansonsten gern aufruft.

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