Auf einen Blick
- Dänische Marine beschattet chinesisches Schiff nach Beschädigung von Unterwasserkabeln in der Ostsee
- Europäische Politiker vermuten Sabotage und äussern Vorwürfe gegen Russland
- Zwei Unterwasserkabel innerhalb von 48 Stunden zwischen vier Ländern beschädigt
Nach der Beschädigung von zwei Unterwasserkabeln in der Ostsee beschattet die dänische Marine nach eigenen Angaben ein chinesisches Schiff, das sich in der Nähe eines der Kabel aufgehalten hatte. «Das dänische Verteidigungsministerium kann bestätigen, dass wir uns in der Nähe des chinesischen Schiffes Yi Peng 3 aufhalten», schrieb das dänische Militär am Mittwoch in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP. Der Kreml wies derweil Vorwürfe einer russischen Beteiligung an den Vorfällen scharf zurück.
Zuvor waren binnen 48 Stunden Schäden sowohl an einem Telekommunikationskabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekanntgeworden. Die 2001 gebaute Yi Peng 3 im Besitz der chinesischen Firma Ningbo Yipeng Shipping hatte sich laut der Schiff-Ortungsseite Marinetraffic am Montag in der Nähe des beschädigten, zwischen Rostock und Helsinki verlaufenden Kabels Cinia C-Lion1 aufgehalten.
Steckt Moskau hinter der Sabotage?
Der Defekt an dem Kabel wurde dem finnischen Technologiekonzern Cinia zufolge am Sonntagabend in schwedischen Gewässern südlich der Insel Ölland festgestellt. Bereits am Sonntagmorgen waren zudem Schäden an dem Unterwasserkabel Arelion zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen bemerkt worden, wie der schwedische Telekommunikationskonzern Telia in Litauen mitteilte.
In der Nacht zum Mittwoch befand sich das verdächtige chinesische Schiff laut Marinetraffic im Kattegat zwischen Dänemark und Südwestschweden. Zuvor hatten bereits finnische und schwedische Medien berichtet, die «Yi Peng 3» könne eine Rolle bei den Vorfällen gespielt haben. Das Schiff sei am frühen Dienstagmorgen aus der Ostsee ausgelaufen und habe zuvor einen russischen Hafen passiert, hiess es in Berichten.
Mehrere europäische Politiker äusserten nach dem Vorfall Vorwürfe in Richtung Moskau und sprachen von einem «hybriden Krieg». Nachdem am Montag bereits der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (64) erklärt hatte, dass von «Sabotage» ausgegangen werden müsse, schlossen sich die Regierungschefs Dänemarks und Schwedens am Mittwoch dieser Meinung an.
Länderübergreifende Ermittlungen
«Wir verfolgen genau, was die zuständigen Behörden sagen, und es würde mich nicht wundern, wenn ein externer Akteur die Sabotage durchgeführt hat», erklärte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47). Aufgrund der Spannungen rund um die Ostsee gebe es ein Risiko hybrider Angriffe, von Cyberattacken und Angriffen auf kritische Infrastruktur. «Wir sehen mehr und mehr Unruhen an mehreren Fronten», ergänzte Frederiksen.
Ihr schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson (60) sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, es könne sich «sehr wohl um vorsätzliche Sabotage» handeln. «Wir leben in einer Zeit, in der man jedes solche Risiko sehr ernst nehmen muss. Wir haben schon einmal Sabotage erlebt», fügte Kristersson hinzu.
In Finnland und in Schweden wurden offizielle Ermittlungen wegen mutmasslicher Sabotage eingeleitet, die aus Deutschland von der Bundespolizei unterstützt werden. Dazu solle auch ein Küstenwachen-Schiff der Bundespolizei eingesetzt werden, das in Kürze ausläuft, berichtete die «Bild»-Zeitung.
Deutschland sucht ukrainischen Tauchlehrer
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (57) sagte mit Blick auf Vorwürfe in Richtung Moskau, es sei «absurd, Russland weiterhin ohne jegliche Grundlage für alles zu beschuldigen». Er bezeichnete die Vorwürfe als «lächerlich», auch angesichts «fehlender Reaktionen auf Sabotageakte der Ukraine in der Ostsee». Damit nahm Peskow Bezug auf eine mutmassliche Sabotage an der Gaspipeline Nord Stream im September 2022, für die Moskau die Ukraine verantwortlich macht.
Die Ukraine hat ihre Beteiligung an den Vorfällen rund um die Nord-Stream-Pipeline stets bestritten, die deutsche Justiz sucht allerdings per Haftbefehl nach einem ukrainischen Tauchlehrer, der in die Sabotage eingebunden gewesen sein soll. Eine Beteiligung des ukrainischen Staates konnte durch die Ermittlungen bislang nicht bestätigt werden. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte es in der Ostsee wiederholt Fälle gegeben, die auf mögliche Sabotage schliessen liessen.