Zwei Sprengsätze explodierten in Europa
Russen-Komplott versuchte offenbar Flugzeuge nach Nordamerika mit Brandbomben zu sabotieren

Ein «glücklicher Zufall» habe die Katastrophe verhindert: Russland wird verdächtigt, Sabotageakte gegen Flugzeuge in die USA geplant zu haben. Zwei schon entzündete Brandsätze wurden in Europa entdeckt. Spuren weisen nach Moskau.
Publiziert: 05.11.2024 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2024 um 14:30 Uhr
An Bord von DHL-Cargomaschinen konnten im Juli zwei entzündete Brandsätze in letzter Minute entschärft werden. Internationale Ermittlungen von Geheimdiensten laufen. Spuren deuten offenbar auf ein russisches Sabotagekomplott hin.
Foto: imago/Scanpix

Auf einen Blick

  • Russland plante Sabotage von Flugzeugen in die USA
  • Magnesium-Brandsätze in Massagegeräten entdeckt
  • Zwei Brandbomben zündeten in DHL-Fliegern am Boden
  • Internationale Ermittlungen mehrerer Geheimdienste laufen
  • Vier Personen festgenommen, zwei Verdächtige gesucht
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Russland steht im Verdacht, die Sabotage von Flugzeugen mit Kurs in die USA geplant zu haben. Zwei in Europa gezündete Brandsätze waren laut Ermittlungskreisen Teil einer geheimen Operation, um Fracht- oder Passagierflugzeugen zum Absturz zu bringen. 

Die Brandsätze sollten offenbar Fracht- oder Passagiermaschinen in Richtung USA und Kanada in Brand setzen. DHL konnte zwei solche gezündete Bomben im Juli in Sortierzentralen noch rechtzeitig entschärfen: eine im deutschen Leipzig, eine zweite im englischen Birmingham.

Wie das «Wall Street Journal» exklusiv berichtet, läuft eine weltweite Suche nach den Hintermännern. Ermittler und Geheimdienste in Europa gingen davon aus, dass die Sabotageaktion Teil eines grösseren russischen Komplotts sei.

Versteckte Magnesium-Brandsätze

Elektrischen Massagegeräten war offenbar eine brennbare Substanz auf Magnesiumbasis eingebaut worden. Die Geräte wurden aus Litauen nach Grossbritannien geschickt – ein Testlauf, so heisst es, um herauszufinden, wie man solche Zünder an Bord von Flugzeugen nach Nordamerika bringen könnte.

Laut der polnischen Staatsanwaltschaft sind im Laufe der Ermittlungen vier Personen festgenommen und angeklagt worden. Polen nennt weder die Namen noch Nationalitäten der Verhafteten, die «im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes» an den Sabotage- oder Terroranschlägen beteiligt gewesen sein sollen. Eine internationale Fahndung nach zwei weiteren Verdächtigen läuft.

Kreml spricht von «Unterstellungen»

Richard Moore (61), Chef des britischen Geheimdienstes MI6, soll nach den Bränden bei DHL gesagt haben, Russlands Geheimdienste seien «durchgedreht». Einen Monat später warnte offenbar auch Ken McCallum (50), Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Russland orchestriere «Brandstiftung, Sabotage und mehr».

Die US-Zeitung zitiert auch den Chef des polnischen Auslandsgeheimdienstes, Pawel Szota, wonach russische Spione von Moskaus militärischem Geheimdienst GRU hinter der Operation stehen. Gegenüber dem «Wall Street Journal» wies Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (57) jegliche Anschuldigungen zurück: «Das sind nur Unterstellungen der Medien.»

An den Ermittlungen sind auch die Geheimdienste des Baltikums, Finnlands, Schwedens, Tschechiens und der USA beteiligt. Die Ermittler wollen nicht ausschliessen, ob russischer Spione das Komplott «ohne die volle Genehmigung des Kremls durchführen» wollten.

«Glücklicher Zufall»

Nur mit Glück konnte im Juli eine Katastrophe verhindert werden. Wenn Magnesium einmal gezündet ist, wäre es durch die Feuerlöschsysteme der meisten Flugzeuge schwer zu löschen. Die Piloten hätten über dem Atlantik, weit entfernt von Festland, eine Notlandung einleiten müssen, was laut den Ermittlern unweigerlich zum Absturz im Ozean führen würde.

Der Chef des deutschen Inlandsgeheimdienstes BND, Thomas Haldenwang (64), sagte vor dem Bundestag, bloss wegen der Verspätung eines Fluges sei eine DHL-Maschine nicht in Flammen aufgegangen und eine Katastrophe habe verhindert werden können. Haldenwang sprach von einem «glücklichen Zufall».

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