Organisierte Kriminalität in Baden-Württemberg
Deutsche warnen vor Mafia-Hotspot nahe der Schweizer Grenze

Im deutschen Bundesland Baden-Württemberg breitet sich die Mafia immer weiter aus. Kann das zur Bedrohung werden?
Publiziert: 08.04.2024 um 18:06 Uhr
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Baden-Württemberg als Mafia-Hochburg: Die Gefahr sollte ernst genommen werden.
Foto: keystone-sda.ch

Man kennt sie aus Filmen wie «Der Pate» und «Goodfellas»: Die kaltblütigen Mafiosi, die durch kriminelle Machenschaften an viel Geld kommen. Doch auch in der realen Welt operiert die Mafia – und stellt eine potenzielle Gefahr dar. Das deutsche Landeskriminalamt (LKA) stuft das an die Schweiz grenzende Baden-Württemberg als Hochburg der Mafiosi ein, wie «Focus» berichtet. 

Rund 170 mögliche Mafiosi sollen sich in der Region aufhalten. Für Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamts, steht jedoch fest: «Ich glaube schon, dass es auch ein beachtliches Dunkelfeld gibt von Leuten, die wir nicht in unserem System gelistet haben.» Die wahre Anzahl der Mafia-Vertreter nahe der Schweizer Grenze soll daher um einiges höher sein.

Mehrere Hundert Mafiosi

Mafia-Kenner und Vorsitzender des Vereins «mafianeindanke», Sandro Mattioli, unterstützt Stengers Ansatz: «Ich habe den Eindruck, dass es im Land doch sehr viel mehr Mafiapräsenzen gibt als gedacht.» Während er keine konkreten Angaben machen will, geht der Experte von mehreren Hundert Mafiosi aus. 

Laut dem deutschen Innenministerium lebt rund ein Viertel der Mafia-Anhänger in Deutschland in Baden-Württemberg. Dort soll rege Betrug, Drogenhandel, Waffendelikte und Geldwäscherei betrieben werden. Als Mafioso fühlt man sich dort vielleicht fast schon wie zu Hause – immerhin liegt nur die Schweiz zwischen dem Bundesland und der Heimat Italien. 

In der Unauffälligkeit liegt die Gefahr

Was laut Stenger an den Mafiosi so gefährlich ist: ihre Unauffälligkeit. «Das ist nicht der Klischee-Pizzabäcker und Eisdielen-Betreiber, sondern das sind Menschen, die in ganz anderen Kontexten leben.» Da sie kaum auffallen, sind sie auch nur schwer aufzuspüren. Der grösste Teil ihrer Geschäfte passiert im Verborgenen.

«Bei der Mafia geht es um Einflussnahme, Machtanspruch, um Unterwandern von Wirtschaftskreisläufen. Das ist eine ganz andere Gefahr», so Stenger. Öffentlich würden weder die Gewalt noch die kriminellen Machenschaften ausgetragen. Stattdessen sei dieses Konstrukt «wie ein Krake», der die Gesellschaft unterwandert und das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben beeinflusst. 

Behörden haben versagt

Laut Mattioli sind die Behörden zu lange «nicht engagiert genug gegen die organisierte Kriminalität vorgegangen». Um gegen diese stille Bedrohung vorzugehen, müsse das Thema politisch ernster genommen werden. Laut Stenger wird dementsprechend gehandelt: «Wir unterschätzen das überhaupt nicht. Wir sehen, dass die Mafia leise und im Stillen wirkt, und wir arbeiten sehr intensiv dagegen.» (zun)

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