Ohne Decken, Kissen oder Dusche
Schweizer Easyjet-Passagiere müssen in Feldbetten auf dem Flughafen schlafen

Nachdem ihr Flug in letzter Sekunde abgesagt wurde, mussten Passagiere eines Easyjet-Fluges eine Nacht am Flughafen von Montpellier verbringen – auf Klappbetten und ohne Decken und Kissen. Eine Passagierin erzählt.
Publiziert: 18.07.2023 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2023 um 12:06 Uhr
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Chaos im Easyjet-Flugzeug in Montpellier (F).
Foto: Blick-Leserreporter
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Sven ZieglerRedaktor News

Die Passagiere eines Easyjet-Fluges von Montpellier (F) nach Basel erlebten am Wochenende eine Reise-Odyssee.

Wie eine Passagierin zu Blick sagt, wurde auf der Easyjet-App bereits Samstagmittag angezeigt, dass der Flug verspätet war. «Die Ankunftszeit in Basel hat zwischen 00.10 und 1.45 Uhr geschwankt. Eigentlich sollte der Flieger um 22.55 Uhr in der Schweiz landen». Doch erst kurz vor 23 Uhr traf der Flieger in Montpellier ein.

Piloten wissen nicht, wohin sie fliegen

Das Boarding sei ganz normal verlaufen. Dann aber habe es plötzlich eine Durchsage gegeben: «Es kann sein, dass wir nicht in Basel landen können, da der Flughafen um Mitternacht schliesst. Wir fliegen entweder nach Lyon oder Mailand. Wer hier bleiben möchte, darf aussteigen», zitiert die Passagierin. Der Pilot erklärte die Verspätung mit einem Unwetter und erhöhtem Flugverkehr.

«Es brach Chaos aus», sagt die Passagierin. Wütende Fluggäste verlangten Antworten – ohne Erfolg. «Eine Flugangestellte sagte, sie würden erst wissen, wo sie landen können, wenn die Türen geschlossen seien. Wir sollten uns entscheiden, ob wir mitfliegen wollen oder nicht – ohne zu wissen, wo es hingeht!»

Flieger hebt doch nicht ab

Dutzende Passagiere suchten in der Folge ihr Gepäck – und das Weite. Etwa ein Drittel verliess den Flieger. Dann meldeten sich die Piloten erneut zu Wort: «Wir fliegen nach Lyon. Von dort geht es per Bus nach Basel».

Doch daraus wurde nichts. Einige Zeit später sei die Durchsage gefolgt, dass es in Lyon doch keine Busse gebe. «Wir bleiben hier und fliegen morgen nach Basel. Begeben Sie sich bitte in die Ankunftshalle, wo Ihnen ein Hotel organisiert wird», hiess es im Flieger. «Viele haben geschimpft. Ein paar Kinder haben geweint. Wir wollten einfach nur ins Bett», so die Passagierin.

Schlaflose Nacht in Flughafen-Eingangshalle

Doch ein richtiges Bett bekamen nur jene zu sehen, die in Montpellier wohnten. Für die restlichen Passagiere gab es gegen zwei Uhr nachts die nächste Durchsage: «Leider konnte Easyjet keine Hotels finden. Wir haben aber Betten vor Ort.»

Die Passagiere folgten dem Flughafenpersonal in eine Eingangshalle, in der Feldbetten aufgebaut wurden – auch für Kinder und ältere Personen. «Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Es gab weder Kissen noch Decken oder Duschen. Ausserdem war es wegen der Klimaanlage sehr kalt», so die Passagierin. Lediglich Notfalldecken aus Silberfolie und Wasser wurden zur Verfügung gestellt. Zum Frühstück gab es einen Flughafen-Gutschein in der Höhe von 22,50 Euro.

15-Stunden Verspätung

Am nächsten Tag ging es dann um 13 Uhr nach Basel. Der Flug landete mit einer Verspätung von über 15 Stunden.

«Die Reise war der Horror», erzählt die Passagierin «Wir waren müde, unterkühlt und ungeduscht. Dabei war ja von Anfang an klar, dass der Flug zu spät in Basel ist. Wieso haben sie uns so lange warten lassen?»

Easyjet sagt auf Anfrage von Blick, man habe den Flug «aufgrund der nächtlichen Sperre am Flughafen Montpellier» nicht mehr starten können. Man habe «alles getan, um die Auswirkungen der Störung so gering wie möglich zu halten.» Die Mitarbeiter vor Ort hätten versucht, den Passagieren zu helfen. Auch Gutscheine fürs Essen seien zur Verfügung gestellt worden. «Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Hotels in Montpellier waren wir leider nicht in der Lage, Hotelzimmer für unsere Kunden zu beschaffen. Denjenigen Kunden, die ihre Zimmer selbst gebucht haben, haben wir mitgeteilt, dass sie eine Rückerstattung erhalten werden. Es tut uns aufrichtig leid, dass einige Kunden die Nacht am Flughafen verbringen mussten.»

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