«Offene Belohnung für Folter und Mord»
Putin befördert Nawalnys Gefängnis-Aufseher zum General

Nach dem Tod des inhaftierten Kremlkritikers Alexei Nawalny hat der russische Präsident Wladimir Putin ranghohe Beamte des Strafvollzugs befördert. Der Aufschrei bei den Nawalny-Anhängern ist gross.
Publiziert: 20.02.2024 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2024 um 19:06 Uhr
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Waleri Bojarinew hat jetzt einen neuen Job im Innenministerium. Er geniesst das Vertrauen der russischen Regierung.
Foto: Screenshot X

Es ist erst wenige Tage her, seit der berühmteste Kremlkritiker der Gegenwart, Alexei Nawalny (†47) unerwartet verstarb. Seit Bekanntwerden der Nachricht machen zahlreiche westliche Staaten den Kreml für den Tod des Oppositionellen verantwortlich. Der russische Präsident Wladimir Putin (71) hat sich bisher noch nicht öffentlich zum Tod von Nawalny geäussert. Jedoch sorgt er mit einer Entscheidung hinter den Kulissen für grosse Kritik. 

Denn: Putin beförderte am Montag den Vize-Chef der Gefängnisbehörde FSIN, Waleri Bojarinew (53), zum Generaloberst des Innenministeriums. Dies geht aus einem, von russischen Medien veröffentlichten, Präsidenten-Erlass hervor. 

Bei den Anhängern Nawalnys hat diese Verschiebung grosse Empörung ausgelöst. «Bojarinew war persönlich für die Folterungen Nawalnys verantwortlich», schrieb Iwan Schdanow, Direktor des von Nawalny gegründeten Fonds zur Bekämpfung der Korruption, auf seinem Telegram-Kanal. «Das muss man wohl als offene Belohnung Putins für die Folter und den Mord an Nawalny verstehen.» Nawalnys Team glaubt: Wer etwas gegen unliebsame Gegner tut, steht in der Gunst der Regierung. 

Kreml dementiert Zusammenhang

Im Juli 2023 ordnete Bojarinew an, dass Nawalny beim Kauf von Lebensmitteln und täglichen Bedarfsgütern im Gefängnisladen eingeschränkt wird. Häftlinge dürfen dort normalerweise ihre Ration etwas aufbessern. Dieser Schritt stelle einen weiteren Beweis für die Schikanen gegen den Oppositionspolitiker dar, sagten seine Anhänger damals. 

Neben Bojarinew wurden noch drei weitere Strafvollzugsbeamte befördert. Dmitri Peskow (56), Sprecher von Wladimir Putin, dementierte einen Zusammenhang mit Nawalnys Tod. Solche Verschiebungen seien «ein gewöhnlicher Vorgang». 

Nawalny soll am Freitag bei einem Rundgang auf dem Gefängnishof eines Straflagers in Sibirien zusammengebrochen sein. Von der Gefängnisbehörde hiess es, dass vermutlich ein Blutgerinnsel für den plötzlichen Tod verantwortlich war. Seine Leiche bleibt aber noch für mindestens 14 Tage unter Verschluss. Nawalnys Team wirft dem Kreml Mord vor. (ene)

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