Verwundert reagierte die Welt auf die Entscheidung von Putin-Kritiker Alexei Nawalny (†47), im Januar 2021 nach Russland zurückzukehren. Dort drohte ihm bestenfalls lange Lagerhaft, noch wahrscheinlicher aber der Tod.
Im August 2020 war Nawalny mit einem Nervengift aus der Sowjetzeit vergiftet worden. In Deutschland gesund gepflegt, entschied sich Nawalny, in seine Heimat zurückzukehren.
Seinen Widerstandskampf aufzugeben oder im sicheren Ausland zu bleiben, das kam für Nawalny offenbar nie infrage.
Rückkehr in den sicheren Tod?
Bei der Ankunft am 17. Januar 2021 in Moskau klickten sofort die Handschellen. Er habe gegen die Bewährungsauflagen verstossen, die ihm bei seiner Verurteilung 2014 auferlegt worden waren.
Vor seiner Rückkehr, im Gespräch mit CNNs Christiane Amanpour (66), hatte Nawalny genau diese Frage beantwortet: Weshalb er nach Russland zurückkehre – angesichts der Todesgefahr, die ihm droht.
«Ich muss zurückgehen»
«Warum wollen Sie zurückgehen? Und glauben Sie, dass Sie dort sicher sind, wenn Sie zurückgehen?», fragte Amanpour. Nawalny antwortete, dass auch das Tötungssystem des von ihm gehassten Präsidenten Wladimir Putin (71) nicht mehr sei, was es einst war. Schliesslich sei es Putin schon 2020 nicht gelungen, ihn umzubringen: «Ich muss zurückgehen, weil ich nicht will, dass diese Mörderbanden in Russland existieren. Ich will nicht, dass Putin Russland regiert. Ich will nicht, dass er Präsident ist, ich will nicht, dass er Zar von Russland ist. Er tötet Menschen. Er ist der Grund, warum unser ganzes Land verkommen ist. Er ist der Grund, warum die Menschen so arm sind. Wir haben 25 Millionen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, und das ganze System ist im Niedergang. Zum Glück für mich auch das Mordsystem. Ich möchte zurückgehen und versuchen, es zu ändern.»
Jetzt starb Nawalny in sibirischer Lagerhaft. Der Kreml behauptet, er sei nach einem Spaziergang kollabiert.
