Nukleare Gefahr aus der Luft
Das steckt hinter Putins angeblicher «Wunderwaffe»

Russland bereitet in der Arktis einen neuen Marschflugkörper-Test vor. Sollte die nukleare Waffe einsatzbereit sein, könnte das katastrophale Folgen haben.
Publiziert: 23.09.2022 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2022 um 10:07 Uhr
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Auf der arktischen Doppelinsel Novaja Semlja gibt es Eisbären und viel Schnee.
Foto: shutterstock

Auf der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja in der Arktis gibt es Hinweise für Wladimir Putins (69) nächsten Schlag gegen die Ukraine. Dort werden scheinbar Marschflugkörper getestet, die nuklear angetrieben werden. Wie der «Spiegel» schreibt, könnte Putins Wunderwaffe den Verlauf des Kriegs massgeblich bestimmen. Vorausgesetzt, sie ist einsatzfähig.

Aktuelle Satellitenfotos aus dem All lassen Düsteres erahnen. Laut Aufnahmen steht ein erneuter Waffentest bevor. Der Verteidigungsanalytiker Tony Roper hat die Bilder ausgewertet und kommt zu folgendem Schluss: Auf der Insel steht ein Marschflugkörper des Typen 9M730 Burewestnik, auf Deutsch Sturmvogel, zum Testen bereit. Im Westen ist dieser Flugkörper unter der Nato-Bezeichnung Skyfall bekannt.

Unbegrenzte Reichweite macht Waffe quasi unbesiegbar

Das unbemannte Waffensystem ist nuklear angetrieben, was bedeutet, dass jeder Test des Marschflugkörpers eine radioaktive Spur hinterlässt. Durch die nukleare Kraft hat der Sturmvogel eine praktisch unbegrenzte Reichweite – nach russischen Angaben soll Skyfall dazu in der Lage sein, die Erde mehrmals zu umrunden.

Der Waffenexperte H I Sutton* führt auf Twitter aus: «Das Waffensystem ist nicht nur nuklear angetrieben, sondern kann auch mit einem atomaren Sprengkopf ausgerüstet werden – und so theoretisch schwere Schäden verursachen.» Besonders im Licht der aktuellsten Atom-Drohungen durch Putin könnte das von Relevanz sein.

Wenn es den Russen gelingt, Skyfall kontrolliert einzusetzen, könnte das katastrophale Folgen für den Krieg haben. Denn nach russischen Angaben soll er potenzielle Gegner aus einer unerwarteten Himmelsrichtung erreichen können. Zu den weiteren Eigenschaften von «Burewestnik» zählen nach Aussage von russischen Militärs seine Manövrierfähigkeit und seine niedrige Flughöhe, weswegen er für feindliche Raketenabwehrsysteme kaum erkennbar sei.

Skyfall ist ein bekanntes Problemkind

Bisher war jedoch kein Burewestnik-Test der Russen erfolgreich, schreibt der «Spiegel». Der amerikanische Geheimdienst berichtet indes, dass der längste Testflug bisher zwei Minuten lang ging. Nicht nur das: Im Zusammenhang mit den Tests kam es immer wieder zu beunruhigenden Nachrichten.

So soll im Zuge eines missglückten Testflugs im Oktober 2017 Ruthenium südlich des Urals freigesetzt worden sein. Bewiesen werden konnte das allerdings nicht.

Rund ein Jahr später, im Oktober 2018, fiel ein solches System ins Meer, wie die ukrainische Zeitung «Svoboda» damals berichtete. Am 8. August 2019 kam es infolgedessen angeblich gar zu einem Nuklearunfall. Sieben Tote und eine nicht unerhebliche Menge von ausgetretener Radioaktivität waren das Ergebnis.

In einer am 22. November 2019 gesendeten Rede erklärte Putin die Vollendung und Perfektionierung einer neuartigen Waffe, die im Zusammenhang mit dem Unfall steht. Deren Besitz würde «die Souveränität und die Sicherheit Russlands für die kommenden Jahrzehnte» sicherstellen. Bis heute war sie aber nie im Einsatz – doch das könnte sich wohl bald ändern. (chs/jwg)

* So nennt sich H I Sutton selbst – sein echter Name ist nicht bekannt

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