Darum gehts
- Feuer in mazedonischem Nachtclub fordert über 59 Todesopfer und 150 Verletzte
- Funkenmaschine entzündete leicht brennbare Deckenkonstruktion während eines Konzerts
- 1500 Menschen im Club, obwohl nur für 250 Personen ausgelegt
In der Nacht von Samstag auf Sonntag erlebte die mazedonische Stadt Kochani eine ihrer schlimmsten Nächte. Ein Feuer in einem Nachtclub forderte bisher 59 Menschenleben und rund 150 Verletzte. Die meisten davon sind Jugendliche und junge Erwachsene. Zwei Dutzend Menschen wurden in Zusammenhang mit dem Brand bisher verhaftet. Im Raum steht der Verdacht auf mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen, Bestechung und eine fehlende Lizenz. Die Regierung Nordmazedoniens rief eine siebentägige Staatstrauer aus und liess die Flaggen auf halbmast setzen. Die wichtigsten Antworten.
Wo passierte die Tragödie?
Kochani liegt im Osten von Nordmazedonien, ungefähr 120 Kilometer von der Hauptstadt Skopje entfernt. Der Pulse Club, in dem das Unglück passierte, liegt im Südwesten der Stadt. Im Internet ist nur wenig zu finden über die Location. Weder gibt es eine Website noch weitere Informationen oder Bilder auf Google Maps. Der Club befand sich in einem alten Gebäude, das vorher als Teppichlager diente, wie das Lokalmedium MKD berichtete. Seit seiner Gründung vor zwölf Jahren wurde der Club vom selben Besitzer geleitet. Auf Instagram wurde das Konzert der lokalen Gruppe DNK für den 16. März angekündigt.
Was ist passiert?
Wie Videos in den sozialen Medien zeigen, wurden beim Auftritt der Band DNK für die Bühnenshow sogenannte Funkenmaschinen benutzt. Gegen 2.30 Uhr hätten die Funken die aus leicht brennbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet. Das bestätigte der Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt. Zuschauer machten die Band auf die Flammen über ihnen aufmerksam. «Es brennt oben, es brennt oben!», ist auf einem Video zu hören, das von der mazedonischen Newsplattform 360 veröffentlicht wurde.
Wie viele Menschen befanden sich im Club?
In dem offiziell für 250 Personen ausgelegten Club sollen zum Zeitpunkt der Katastrophe 1500 Menschen gewesen sein. Bei den Besuchern handelte es sich vorwiegend um junge Menschen, die die im Land populäre Band DNK sehen wollten.
Wie viele starben bei dem Unglück?
Nach Angaben des Innenministeriums kamen bei dem Unglück bisher 59 Menschen ums Leben. Mehr als 150 wurden demnach verletzt. Die Toten, die im Spital von Kochani identifiziert wurden, seien alle zwischen 14 und 24 Jahre alt gewesen, sagte dessen Direktorin Kristina Serafimova gegenüber den Medien. Das Spital in der Stadt sei jedoch schnell an seine Grenzen gekommen, hiess es. Ambulanzen brachten Verletzte deshalb in die grössere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje.
51 Patienten wurden ins Ausland gebracht – unter anderem nach Serbien, Bulgarien, Griechenland und in die Türkei, sagte Aussenminister Timco Mucunski nach Angaben der nordmazedonischen Nachrichtenagentur MIA. In Kürze sollen weitere 20 Patienten ins Ausland geflogen werden, kündigte er an.
Die Behandlung von Patienten mit schweren Brandwunden gilt als äusserst komplex, die meisten Krankenhäuser in Südosteuropa sind dafür nur begrenzt ausgerüstet. Den bisher ins Ausland verlegten Patienten gehe es gut, sagte der Chef der nordmazedonischen Krankenkasse, Saso Klekovski, wie das nordmazedonische Portal «mkd.mk» berichtete.
Fussballclub trauert um Spieler
Auch der Leadsänger Vladimir Blazev (45) liege mit Verletzungen im Spital in Skopje, teilte das Management der Band mit. Über das Schicksal der anderen Bandmitglieder ist nichts bekannt. Andrei Gjorgieski, zweiter Frontmann der Band, ist laut übereinstimmenden Medienberichten unter den Toten.
Wie nun bekannt wurde, starb auch der Fussball-Profi Andrej Lazarov aus der obersten Liga des Landes. Wie sein Club KF Shkupi mitteilte, habe der 25-Jährige versucht, anderen Opfern zu helfen. Dabei habe er eine Rauchvergiftung erlitten, an der er in der Folge verstarb.
Schweizer Staatsangehörige befinden sich nach aktuellem Stand nicht unter den Opfern, wie das EDA auf Blick-Anfrage bestätigt.
Wer wurde verhaftet?
Nach dem verheerenden Brand kam es zu zahlreichen Festnahmen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von etwa 20 Verhaftungen, während die BBC 15 Festnahmen meldet. Unter den Festgenommenen befinden sich offenbar Regierungsbeamte und der Clubmanager. Innenminister Pance Toskovski sagte: «Dieses Unternehmen hat keine legale Betriebslizenz».
Er fügte hinzu: «Diese Lizenz hängt, wie viele andere Dinge in Mazedonien in der Vergangenheit, mit Bestechung und Korruption zusammen.» Die Behörden untersuchen nun mögliche Unregelmässigkeiten bei der Lizenzvergabe. Laut Medienberichten verfügte das Lokal über eine Betriebsgenehmigung, deren Gültigkeit bis zum 24. März reicht. Ob der Club am Ende berechtigt war, ein Konzert zu veranstalten, ist nun Teil der Ermittlung.