Hier bemerken Besucher, dass es brennt
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Videos aus dem Nachtclub:Hier bemerken Besucher, dass es brennt

Inferno in Nordmazedonien
«Unsere Gedanken sind bei denen, die ihre Lieben verloren haben»

Tragödie in Nordmazedonien: Ein Feuer im Club Pulse in Kochani forderte mindestens 59 Todesopfer und zahlreiche Verletzte. Rettungskräfte kämpften die ganze Nacht gegen die Flammen. Laut Innenministerium lösten pyrotechnische Mittel den Brand aus.
Publiziert: 16.03.2025 um 08:24 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2025 um 11:33 Uhr
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Ein Feuer im Club Pulse in Kochani forderte zahlreiche Todesopfer und Verletzte.
Foto: X/@MundoEConflicto

Darum gehts

  • Brand in Club in Nordmazedonien fordert zahlreiche Todesopfer und Verletzte
  • Pyrotechnik könnte Ursache sein, Augenzeugen berichten von schrecklichen Szenen
  • Mindestens 59 Tote, über 155 Verletzte, etwa 1500 Gäste im Club
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Ein verheerender Brand im Club Pulse in der mazedonischen Stadt Kochani – rund 100 Kilometer östlich von der Hauptstadt Skopje entfernt – hat in der Nacht auf Sonntag zahlreiche Todesopfer gefordert. Wie die mazedonische Nachrichtenagentur MIA unter Berufung auf das Innenministerium berichtet, kamen beim Unglück mindestens 59 Menschen ums Leben, weitere 155 Personen wurden verletzt.

Der Brand brach gegen drei Uhr morgens während eines Konzerts aus. Der Club sei offiziell nur für 250 Menschen ausgelegt gewesen, zum Zeitpunkt des Unglücks hätten sich aber mindestens 500 Menschen dort aufgehalten. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, so der Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt.

Schweizer seien dem Schweizer Aussendepartement (EDA) zufolge laut aktuellem Stand nicht darunter. «Dem EDA liegen derzeit keine Informationen über Schweizer Opfer vor» schreibt das EDA auf Anfrage von Blick. Es würden jedoch derzeit Abklärungen durchgeführt, heisst es.

Aufnahmen zeigen Brand
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Club in Nordmazedonien:Aufnahmen zeigen Brand

«Überall lagen verbrannte Körper»

Auf einem Video, das von der mazedonischen Newsplattform 360 veröffentlicht wurde, ist der Moment erkennbar, indem die Club-Besucher und Besucherinnen den Brand bemerkten. Während die Band noch singt, sieht man an der Decke, wie sich erste Flammen bilden – kurz darauf ertönen Rufe aus dem Publikum: «Es brennt oben, es brennt oben!» 

Augenzeugen schildern erschütternde Szenen. «Die Bilder waren schrecklich – überall lagen verbrannte Körper», wird ein Zeuge von lokalen Medien zitiert. Einsatzkräfte aus mehreren Städten kämpften in den frühen Morgenstunden gegen die Flammen und retteten Überlebende. 

In den sozialen Medien suchen Angehörige verzweifelt nach ihren Liebsten. Unzählige Suchaufrufe mit Fotos und Telefonnummern von Personen, die zum Zeitpunkt des Infernos im Club gewesen sein könnten, kursieren derzeit. 

Jüngstes Opfer erst 14 Jahre alt

Die Direktorin des Spitals in Kochani, Kristina Serafimova, informierte die Zeitung «Sloboden Pechat»: «Rund 60 Patienten wurden nach Stip verlegt, 30 befinden sich in unserer Klinik». Auch die Klinik 8. September in Skopje nahm zahlreiche Verletzte auf. Laut Serafimova seien die Verstorbenen zwischen 14 und 25 Jahre alt.

Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen.

Die politische Führung des Landes reagierte umgehend. Innenminister Panche Toshkovski (42) und Premierminister Hristijan Mickoski (47) begaben sich noch in der Nacht zum Unglücksort. 

Regierung will Staatstrauer anordnen

Mickoski wünschte den Verletzten eine schnelle Genesung und sagte, die Regierung sei «voll mobilisiert», um bei der Ermittlung der Brandursache zu helfen. «Ich fordere alle zuständigen Institutionen – Gesundheitsdienste, Polizei, lokale Behörden – auf, dringende Massnahmen zu ergreifen, um den Verletzten zu helfen und die betroffenen Familien zu unterstützen», schrieb der Premierminister in einer auf Facebook veröffentlichten Erklärung.

Die Regierung will ausserdem eine siebentägige Staatstrauer anordnen, berichtete die Nachrichtenagentur MIA. «In diesen Momenten tiefer Trauer sind unsere Gedanken bei denen, die ihre Lieben verloren haben», schrieb Ministerpräsident Hristijan Mickoski auf X. Seine Regierung werde alles Nötige tun, um die Folgen der Tragödie zu bewältigen und ihre Ursachen zu ermitteln.

Club wurde ohne Lizenz betrieben

Laut Innenminister Toshkovski hätten die Behörden im Zusammenhang mit dem Brand bereits 15 Personen verhaftet. Toshkovski betonte, dass die Verantwortlichen konkret benannt und zur Rechenschaft gezogen würden. «Jeder von uns sollte eine moralische Verantwortung spüren. Ich kenne keinen normalen Menschen, der keine moralische Verantwortung hätte», fügte er hinzu.

Laut dem Sender TV21 wurde der Club, der sich im Privatbesitz befindet, ausserdem ohne eine gültige Genehmigung betrieben. Die letzte Lizenz, die von Nordmazedoniens Ministerium für Wirtschaft und Arbeit ausgestellt wurde, datierte auf den 13. März 2023 und hatte eine Gültigkeitsperiode von einem Jahr. Toshkovski sagte, er könne keine weiteren Einzelheiten preisgeben, wies jedoch darauf hin, dass es sich dabei um Bestechung und Korruption handele.

Selenski und Kallas drücken Anteilnahme aus

Mittlerweile treffen auch die ersten internationalen Reaktionen ein. «Ich wünsche den Verletzten eine schnelle Genesung. Die Ukraine trauert an diesem traurigen Tag gemeinsam mit unseren (nord-)mazedonischen Freunden», schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) auf X. EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas (47) teilte derweil auf X mit, sie sei «zutiefst betrübt» und sagte, die EU teile «die Trauer und den Schmerz des Volkes von Nordmazedonien».

Hilfsangebote aus dem Ausland

Der mazedonische Gesundheitsminister Arben Taravari (51) erklärte, dass mehrere Länder ihre Unterstützung angeboten hätten. Hilfsangebote kamen etwa aus Serbien, der Türkei, Bulgarien und Griechenland. Rund 20 Patientinnen und Patienten sollen zur weiteren Behandlung ins Ausland gebracht werden.

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