Darum gehts
- Brand in Club in Nordmazedonien fordert mindestens 59 Todesopfer und 155 Verletzte
- Vater verliert einzigen Sohn und äussert Verzweiflung gegenüber lokalen Medien
- Regierung kündigt siebentägige Staatstrauer an, Ministerpräsident verspricht Aufklärung
Ein verheerender Brand im Club Pulse in der mazedonischen Stadt Kochani hat in der Nacht auf Sonntag mindestens 59 Todesopfer gefordert. Wie die mazedonische Nachrichtenagentur MIA unter Berufung auf das Innenministerium ausserdem berichtet, sollen weitere 155 Personen verletzt worden sein.
Laut Innenminister Branche Toshkovski hätten die Behörden im Zusammenhang mit dem Brand bereits 15 Personen verhaftet. Toshkovski betonte, dass die Verantwortlichen konkret benannt und zur Rechenschaft gezogen würden. Der Club sei offiziell nur für 250 Menschen ausgelegt gewesen, zum Zeitpunkt des Unglücks hätten sich aber mindestens 500 Menschen dort aufgehalten.
Vor den überfüllten Spitälern warten Familienmitglieder und Verwandte nun auf Neuigkeiten über den Zustand der Opfer.
«Ich brauche mein Leben nicht mehr»
Dragi Stojanov verlor seinen einzigen Sohn an das Feuer. Gegenüber den lokalen Medien zeigt sich der Vater verzweifelt. «Was soll ich jetzt machen? Er war mein einziges Kind und jetzt ist er tot.»
Sein Sohn Tomce war gerade einmal 21-jährig. «Sein Leben hat erst angefangen», so der Vater. Er denke auch an die anderen betroffenen Familien. «Was ist übrig für mich in meinem Leben? Er war mein einziges Kind. Ich brauche mein Leben nicht mehr. Ich brauche es nicht mehr.»
Ausgelöst soll das Feuer durch eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine worden sein. Dies ist der bisherige Stand der Ermittlungen. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, so Nordmazedoniens Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt.
Schmale Türen und Eingänge innerhalb des Clubs
Gegenüber Sitel Televijzia erzählte der Bruder einer Verletzten verzweifelt von der momentanen Situation. «Meine Schwester wurde durch das Feuer verletzt und in den Spital in Kochani gebracht worden.» Sie sei erst 16 Jahre alt. Als er von der Tragödie hörte, machte er sich sofort auf den Weg ins Spital. «Ich war selbst vor Ort. Das war sehr schlimm, überall im Spital lagen tote Körper, das werde ich nie vergessen. Ich musste über die Körper laufen, um zu meiner Schwester zu gelangen.»
Infos zum Zustand des Mädchens bekomme die Familie nicht. Auch er sei schon in dem Club gewesen, wie er weiter erklärte. «Ich war auch schon in dieser Disko, das sind ganz schmale Türen und Eingänge. Viele konnten sicher nicht fliehen.» Seine Schwester sei glücklicherweise eine der ersten gewesen, die evakuiert wurde. Nun befindet sie sich, da die Spitäler überlastet sind, auf der Gynäkolgieabteilung. «Ich glaube, kein Spital, nicht mal in Skopje, könnte so viele Verletzte auf einmal aufnehmen.»
Ein weiterer Mann erzählte von seinem Sohn, der zum Brandzeitpunkt im Club war. Er blieb unversehrt. «Mein Sohn ist 17 Jahre alt, wir waren bei Freunden zu Besuch als er mich angerufen hat, um nach Geld für die Diskothek zu fragen. Dann, um 2.46 Uhr, hat er mir ein Video geschickt. Auf dem Video ist der Brand zu sehen und viele junge Leute, die panisch schreien.»
7-tägige Staatstrauer angeordnet
Laut der mazedonischen Nachrichtenagentur MIA wird die Regierung eine siebentägige Staatstrauer ankündigen. Zuvor drückte der Ministerpräsident der Republik Nordmazedonien, Hristijan Mickoski, sein Beileid bereits auf der Kurznachrichtenplattform X aus und versprach, die Ursachen der Tragödie aufzuklären.
Für den trauernden Stojanov bringen die Worte jedoch kaum Trost: «Die Behörden sollen leiden, wie ich leide.»