Darum gehts
- Brand in nordmazedonischem Nachtclub fordert zahlreiche Menschenleben
- Schweizer Clubs unterliegen strengen Brandschutzvorschriften und regelmässigen Kontrollen
- 59 Tote und 155 Verletzte bei Feuer in Kochani
In der Nacht auf Sonntag brach in einem Nachtclub in der nordmazedonischen Stadt Kochani ein Feuer aus. Der verheerende Brand kostete bisher 59 Menschen das Leben, weitere 155 sind nach Angaben des Innenministeriums verletzt.
Schuld am Brand soll nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine sein. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, so der Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt. Nun soll eine siebentägige Staatstrauer folgen.
Die Tragödie wirft Fragen zur Sicherheit des Nachtlebens auf – kann ein solcher Zwischenfall auch in der Schweiz passieren? Blick hat mit zwei Experten gesprochen.
«Sanktionen sind drakonisch»
Im Schweizer Nachtleben herrsche, so Nightlife-Experte Alex Flach (54), «ein tiefes und umfassendes Verständnis für Sinn, Zweck und Aufgaben der Feuerpolizei». Flach übernimmt seit über 30 Jahren die Medienarbeit für Zürcher Clubs und kennt das Nachtleben wie kaum ein Zweiter. Die Anforderungen der Feuerpolizei würden von sämtlichen im Nachtleben Tätigen, die Flach bekannt seien, gewissenhaft umgesetzt werden.
«Die Beamten der Feuerpolizei nehmen ihre Aufgabe, nicht zuletzt wegen solcher Katastrophen wie in Mazedonien, sehr ernst, und die Sanktionen für Clubs bei Zuwiderhandlung sind drakonisch.» Daher scheue man sich auch nicht vor kostenintensiven Anpassungen wie die Installation zusätzlicher Notausgänge.
Von einer Funkenmaschine wie jener, die in Kochani momentan für den Brand verantwortlich gemacht wird, habe er noch nie etwas gehört. «Ich verkehre seit dreissig Jahren in Clubs und Bars. Feuerspeiende Geräte zur Unterhaltung sind mir noch nie untergekommen.»
Konsequente Kontrolle
Flach betont auch die Selbstkontrolle, die durch Institutionen wie die Bar- und Clubkommission im Zürcher Nachtleben ständig durchgeführt werden. Alexander Bücheli, Medienverantwortlicher der Schweizer Bar und Club Kommission (SBCK), erklärte gegenüber Blick, er sei kein Experte für die Gesetzeslage in Nordmazedonien, wisse jedoch genau über die strengen Vorschriften in der Schweiz Bescheid.
«Grundsätzlich gelten hierzulande schärfere Vorschriften als in vielen anderen europäischen Ländern. Beispielsweise sind die Anforderungen an Notausgänge, aber auch an die Rauchentlüftung hierzulande besonders hoch.» Stichwort konsequente Kontrolle – nicht nur die Notausgänge werden immer wieder gecheckt, auch Bühnenvorhänge und die Entflammbarkeit von Dekorationsmaterial werden überprüft. «In Städten wie Zürich gibt es jedes Jahr behördliche Kontrollen, um sicherzustellen, dass die Gesetze nicht nur existieren, sondern auch umgesetzt werden.»
Was bisher aus den Ermittlungen in Nordmazedonien hervorging: Der Club soll keine gültige Lizenz mehr gehabt haben. Die Verantwortung liege, so Bücheli, immer auch bei den Betreibern. «Diese müssen sicherstellen, dass alle Massnahmen umgesetzt werden.»
Holztreppen und Teppichböden fehl am Platz
Darüber hinaus würden viele Betriebe regelmässig betriebsinterne Notfallübungen durchführen. Die Clubs und Konzertlokale werden dabei mit Rauch gefüllt, damit Evakuierungsszenarien getestet werden können.
Szenen wie in anderen europäischen Ländern, wo Clubs laut Bücheli teils mit Holztreppen ausgestattet sind oder über einen Teppichboden verfügen, gibt es hierzulande nicht. Sicher könne man sich in den Clubs innerhalb Europas aber grundsätzlich trotzdem fühlen.
«Vorschriften existieren nicht nur auf dem Papier»
In der Schweiz gelten somit weltweit einige der strengsten Vorschriften für Brandschutz. Für Bücheli liegt der entscheidende Unterschied vor allem darin, «dass diese Vorschriften eben nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch regelmässig kontrolliert werden.»
Auf die Frage, ob das Ausgehen in der Schweiz also sicher sei, gibt es eine klare Antwort: «Absolut. Es ist definitiv sicher.»