Niemand weiss genau, wo Vilnius ist – aber wer die Stadt findet, hat eine Menge Spass
7 Gründe für einen Trip zum «G-Punkt Europas»

Kühle Temperaturen, lange Sommerabende und quirlige Quartiere: Trotzdem haben die Touristenmassen die litauische Hauptstadt bis jetzt verschont. Die Stadt will das ändern – ein bisschen.
Publiziert: 15.07.2023 um 01:16 Uhr
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Die litauische Hauptstadt Vilnius hat nicht nur für die Nato-Bosse viel zu bieten.
Foto: Go Vilnius
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Die Nato-Bosse sind abgereist, die Regierungschefinnen zurück in ihren Hauptstädten. Und die Vilnianer, diese Woche Gastgeber des Nato-Gipfels, haben die leise Hoffnung, dass ihre Stadt nicht sofort wieder in Vergessenheit gerät. Den «G-Punkt Europas» nennen die hiesigen Touristiker die litauische Hauptstadt: Niemand weiss genau, wo sie ist. Aber wer sie findet, hat eine Menge Spass.

Vilnius, dieses riesige Dorf am Ufer der Neris mit seiner schönen Altstadt, den gfürchigen Sowjet-Relikten und den Tausenden Beizen, lebt in steter Angst, nicht wirklich ernst genommen zu werden. «Sorry, wenn das richtige Vilnius jenes deiner Vorstellung schlägt», verkünden Plakate überall in der Stadt. «Unexpectedly amazing» («Unerwartet toll») lautet der offizielle Slogan der Mini-Metropole, die dieses Jahr ihren 700. Geburtstag feiert.

Blick hat der Stadt am Rande des Nato-Gipfels den Puls gefühlt und sieben Gründe gefunden, weshalb sich ein Städtetrip nach Vilnius lohnt.

1

Lukiskes Gefängnis: ein Ort der künstlerischen Freiheit

Zwischen 1904 und 2019 war das Lukiskes-Gefängnis mitten in der Stadt kein Ort, an dem man landen wollte: Bis zu 1000 Häftlinge darbten hier in den engen Zellen. Heute ist das einstige Gefängnis ein Veranstaltungsort von Konzerten und Ausstellungen. Wer will, kann sich durch die einstigen Kerker führen lassen – oder im Innenhof bei einem Svyturys-Bier den freien Blick auf den Himmel geniessen.

2

Pass stempeln lassen in der Republik Užupis

Am 1. April 1997 erklärten die Bewohner des Stadtteils Užupis ihre Unabhängigkeit von Litauen. Bis heute ist das Quartier die Heimat von Künstlerinnen und kurligen Kauzen. Man kann sich den Pass am Zollposten stempeln lassen und die Outdoor-Kunstwerke bewundern. Spannend ist die Verfassung, die sich die Užupianer gegeben haben. Sie garantiert jeder und jedem hier das Recht, glücklich zu sein, Fehler zu machen und immer warmes Wasser und ein Dach über dem Kopf zu erhalten. Und: Sie verbietet es ihren Bewohnern, jemals aufzugeben.

3

Street Art in Sowjet-Fabrik

Da würde sogar der Strassenkünstler Banksy neidisch: Die Wandgemälde in der Sowjet-Industriehalle Loftas («Open Gallery») wechseln alle paar Monate. Sie sind kunterbunt und hochpolitisch. In den Hinterhöfen der Fabrik gibt es ein Beizli und haufenweise Inspiration.

4

Schlemmen in der Unesco-Altstadt

Farbige Fassaden, verwunschene Gässchen, prachtvolle Plätze, viele Kirchen und immer mal wieder ein altes Sowjet-Gebäude, das sich zwischen die mittelalterlichen Bauten zwängt: Die Altstadt von Vilnius ist eine der grössten in Osteuropa – und mit ihren Cafés, Restaurants und Shops eine der lebendigsten. Die Unesco hat sie unter Schutz gestellt. Besonders hübsch: das einst von jüdischen Arbeitern besiedelte Glasviertel mit seinen Handwerkerbuden. Besonders laut: die beiden Beizen-Gassen Vilniaus und Islandijos.

5

Baltikum im Ballon

Die Aussicht runter auf die Stadt vom alten Fernsehturm oder vom Turm der St.-Johannes-Kirche ist nicht schlecht. Einen noch besseren Überblick über die baltische Perle (und die umliegenden Wälder bis hinüber nach Belarus) aber hat man aus einem der Heissluftballone, die an schönen Tagen zuhauf über der Stadt aufsteigen (Abflug vom Vingis Park). Natürlich nur dann, wenn der Luftraum grad nicht wegen der Nato-Helikopter gesperrt ist.

6

Düstere Geschichte: Besuch im KGB-Gefängnis

Litauen trat am 11. März 1990 als erste Ex-Republik aus der Sowjetunion aus. Bis dahin unterdrückte der sowjetische Geheimdienst KGB aber auch hier Dissidenten und kritische Denkerinnen mit brutaler Gewalt. Im einstigen Foltergefängnis von Vilnius ist vieles noch so wie damals, als die KGB-Schergen hier Litauer verhörten, einsperrten und quälten. Ein düsterer Ort. Und eine wichtige Erinnerungsstütze.

7

Baltische Party-Perle

Alte Lagerhallen und riesige Stadtparks bieten perfekte Bühnen für Konzerte und Partys aller Art. Vilnius kann es in Sachen Nachtleben locker aufnehmen mit Riga, der Hauptstadt des nördlichen Nachbarn Lettland. Die galt lange als unangefochtene Nummer 1 im Baltikum. Besonders wild wirds beim nächsten «Sostines Dienos», dem dreitägigen Stadt-Festival vom 1. bis 3. September 2023.

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