«Ukraine sagt bewusst nicht, wie sie die Krim angegriffen hat»
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Militär-Experte Marcel Berni:«Ukraine sagt bewusst nicht, wie sie die Krim angegriffen hat»

Neues Selbstvertrauen in Kiew – markiert der Krim-Angriff die Wende im Krieg?
«Das ist erst der Anfang»

Moskau hat mit dem Angriff auf die Krim einen schweren Rückschlag im Krieg erlitten. Kiew zeigt neues Selbstvertrauen. Der Krim-Beschuss sei «erst der Anfang», sagt ein Selenski-Berater. Selenskis Stabschef drängt auf ein Kriegsende vor dem Winter. Illusorisch?
Publiziert: 11.08.2022 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2022 um 23:26 Uhr
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Am Dienstag gelang der Ukraine ein schwerer Schlag gegen Russland.
Foto: Twitter @girkingirkin

Die Ukrainer schöpfen neues Selbstvertrauen, im Krieg gegen die russischen Invasoren die Oberhand zu gewinnen. Der Beschuss der russischen Militärbasis auf der Krim könnte sich als Wendepunkt im Kampfgeschehen erweisen. Die russische Luftwaffe verlor bis zu einem Dutzend Kampfflieger und viel schweres Militärgerät. Start- und Landepisten wurden teilweise beschädigt, möglicherweise auch Hyperschall-Bomber zerstört. Ein strategisch wichtiger Stützpunkt für Einsätze an der Front ist ausser Gefecht.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) versicherte im Anschluss, der Krieg habe 2014 mit der Annexion der Krim durch Russland «begonnen und muss mit der Krim enden». Nach dem Krim-Beschuss schrieb der Selenski-Berater Michailo Podoliak (50) auf Twitter: «Das ist nur der Anfang.»

Die Russen wiederum geben sich auffällig bedeckt zu diesem Rückschlag. Am Mittwoch verlautete aus dem Verteidigungsministerium in Moskau knapp, auf dem Gelände gelagerte Munition, welche die Luftwaffe verwende, habe eine Explosion verursacht. Auch russische Medien geben sich kleinlaut. Keine Rede von zerstörten Kampfjets. Führende Zeitungen greifen die Schmach an der Front erst gar nicht auf. Keine Bilder, wie russische Touristen von Krim-Stränden fliehen und sich Autokolonnen auf der Flucht von der Halbinsel stauen.

Ist das die Geheimwaffe der Ukraine?
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Nach Explosionen auf der Krim:Ist das die Geheimwaffe der Ukraine?

Nächstes Angriffsziel: Krim-Brücke

Ein nächstes Ziel der ukrainischen Streitkräfte sei die strategisch ebenfalls wichtige Krim-Brücke, eine erst im Mai 2018 offiziell eröffnete Strassen- und Bahnverbindung zwischen der Halbinsel und dem Festland. Das sagte der ukrainische General Dmytro Martschenko der Agentur RBK. Die Ukraine werde die Krim mit militärischen Mitteln befreien, und die Zerstörung der Krim-Brücke sei eine notwendige Massnahme dafür.

Die Zerstörung der Brücke werde die Russen laut dem General weiter empfindlich schwächen: «Es nimmt ihnen die Möglichkeit, Reserven bereitzustellen und ihre Truppen von russischem Gebiet aus zu verstärken.»

Fällt die Krim, wäre Russland empfindlich an der Flanke verwundet. Martschenko ist überzeugt: Sollte der Westen die versprochenen Waffen in ausreichender Menge liefern, werde die Ukraine im kommenden Frühjahr den Sieg über Russland feiern.

Selenskis Stabschef: Brauchen Kriegsende vor Winter

So lange dürfe es nicht dauern, fordert Andrij Jermak (50), Stabschef von Präsident Selenski. Die Kämpfe in der Ukraine müssten dringend noch vor Winterbeginn und der Heizperiode beendet werden. Ansonsten drohe das Risiko, dass Russland die Infrastruktur für Wärme und Energie zerstöre. Die russische Armee greife jetzt schon wichtige Infrastruktur an. «Das ist einer der Gründe, warum wir maximale Massnahmen ergreifen wollen, um den aktiven Teil des Kriegs bis Ende Herbst zu beenden«, sagte Jermak nach Angaben der Agentur «Interfax».

Der Krieg dauert inzwischen fast schon ein halbes Jahr. Je länger sich russisches Militär auf ukrainischem Gebiet verschanzen könne, desto schwieriger werde es, so Jermak. Die ukrainische Armee versuche alles, um die von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern

Ukraine droht Russen mit Sabotage von AKW-Strom für Krim

Jetzt droht die Ukraine Moskau auch mit der Zerstörung von Stromleitungen. Sollten die Russen das Atomkraftwerk Saporischschja an die Krim anschliessen, würden die Stromleitungen gekappt: «Ich denke, unsere Streitkräfte werden dazu bereit sein, wenn es nötig ist», sagte der Chef des staatlichen Atomkraftwerksbetreibers Enerhoatom, Petro Kotin (61), am Mittwoch der Agentur RBK. Dazu könne es kommen, bevor das Kraftwerk vom ukrainischen Netz getrennt werde.

Kotin zufolge will Russland seit langem das AKW mit der Krim verbinden. «Dafür muss das Kraftwerk komplett vom ukrainischen Energiesystem abgeschaltet werden, erklärte Kotin. Ukrainische Truppen würden die Stromleitungen beschiessen, wenn Russland das Atomkraftwerk an sein Netz anschliesse.

Bei einem Ausfall des Kraftwerks wäre die Stromversorgung des gesamten russisch besetzten Südens gefährdet. Russland ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und hat wenige Tage später das grösste europäische Atomkraftwerk Saporischschja eingenommen. Einschliesslich der Halbinsel Krim hält Russland inzwischen etwa ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt. Auf eine mögliche Konfliktlösung am Verhandlungstisch gibt es derzeit keinerlei Hinweise. (kes)

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