Neues Opfer bei Protesten im Iran
Schülerin (†17) stirbt nach Polizei-Prügel

Seit einem Monat erschüttern blutige Proteste den Iran. Die Regierung geht gegen den Widerstand mit aller Härte vor. Fast 250 Menschen wurden bereits getötet.
Publiziert: 24.10.2022 um 17:24 Uhr
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Von der Sittenpolizei ins Koma geprügelt: Die Schülerin Arnica M. ist ihren Verletzungen erlegen.
Foto: Iran Human Rights Society

Immer wieder gehen Menschen auf die Strasse, wehren sich. Für die Freiheit, für ein Ende der Unterdrückung. Die Erschütterung und Empörung im Iran über den Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini (†22) am 16. September führte zu der grössten Protestwelle im Land seit Jahren.

Die junge Frau war zuvor von der sogenannten Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen worden, ihr islamisches Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Aktivisten werfen den Sicherheitskräften vor, die junge Frau misshandelt zu haben.

Nur einen Tag nach ihrem Tod wurde Mahsa Amini in ihrer Heimatstadt in der iranischen Provinz Kurdistan beerdigt, offensichtlich ohne Autopsie. Seither gehen tagtäglich Tausende im Iran auf die Strasse. Frauen verbrennen öffentlich ihre Kopftücher oder schneiden sich die Haare ab, um gegen das Regime zu protestieren.

Schlagstock traf sie am Hinterkopf

Die Regierung geht mit brutaler Härte gegen die Demonstrierenden vor. Nach Einschätzungen einer Menschenrechtsorganisation wurden bislang fast 250 Menschen getötet. Unter den Toten seien auch Minderjährige. Eine von ihnen ist Arnica M.* (†17).

Die Sittenpolizei war auf die Schülerin losgegangen. Ein Schlagstock traf sie am Hinterkopf. Ohnmächtig wurde sie ins Spital gebracht und fiel ins Koma. Die Behörden hatten behauptet, dass die junge Frau aus dem vierten Stock gefallen sei.

Nun ist M. gestorben, wie Iran Human Rights Society auf Twitter mitteilt. Wann der Angriff auf sie geschah und wie lange sie im Koma lag, ist nicht bekannt.

Mehrere Schülerinnen getötet

Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Polizei eine Schülerin getötet hatten. Der Fall von Asra P.* (†15) sorgte für Empörung. Die Schülerin war mit Freundinnen auf einer Kundgebung, als sie der skrupellosen Polizei in die Hände fiel. Anfang Oktober wurde das Schicksal von Sarina E.* (†16) und Nika S.* (†17) bekannt. Auch sie wurden Opfer der Sittenpolizei.

Derweil wird der Druck auf die Regierung immer grösser. Die Proteste gehen weiter – trotz des brutalen Vorgehens der Sittenpolizei. «Das Volk hat das Recht, das Oberhaupt der muslimischen Gesellschaft zu kritisieren, ob die Kritik nun gerechtfertigt ist oder nicht», sagte Schafakna Ayatollah Jawad Alawi-Borujerdi (68), einer der führenden geistlichen Würdenträger im Iran, letzte Woche schon. Die Behörden rief der Geistliche mit Blick auf inhaftierte Demonstranten zu «Gnade» auf. Die Regierung müsse endlich zuhören. (jmh/AFP)

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