Der Wind von rechts bläst der LGBTQ-Gemeinschaft in Italien immer eisiger ins Gesicht. Schon im Wahlkampf kündigte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (43) an: Italien werde keine Homo-Familien dulden. Die Eheschliessung sei verboten. Die Leihmutterschaft stehe unter Strafe. Das soll nun bald auch für die Leihmutterschaft im Ausland gelten. Italiens Kinder hätten ein Recht auf Mama und Papa, so Meloni. Ein nationales Gesetz jedoch, das das Wohl des Kindes in diesem Sinne explizit schützt, gibt es in Italien nicht.
Trotz der harten Haltung der rechtspopulistischen Regierung, drückten Städte und Gemeinden bis vor Kurzem ein Auge zu. Im Ausland geborene Regenbogenkinder und ihre gleichgeschlechtlichen Eltern wurden bislang als Familie anerkannt. Vor knapp zehn Jahren begannen die ersten Jugendgerichte im Rahmen von Adoptionsverfahren, die Kinder von lesbischen Eltern anzuerkennen. Ab 2017 wurden ausländische Geburtsurkunden von Kindern homosexueller Elternteile in Italien überschrieben.
Betroffen sind 33 Regenbogenkinder
Das hat nun ein Ende. Das italienische Innenministerium wies im Frühjahr die Präfekten an, in ihren Regionen fortan den Eintrag beider Elternteile durchs Standesamt zu verbieten. Die Staatsanwaltschaft von Padua zieht die Schrauben noch fester an. Sie will den Eintrag gar aus der Geburtsurkunde nachträglich streichen. Nur noch die gebärende Mutter oder der zeugende Vater haben danach ein Recht auf Sohn oder Tochter. Betroffen sind 33 Kinder. Darunter auch die kleine Vittoria Finesso Zambon (1).
Mutter Vanessa Finesso ist empört. Sie lebt in einer lesbischen Partnerschaft. Zusammen mit ihrer «Frau» Cristina Zambon (34) haben sie eine Tochter. Cristinas Eizelle wurde 2021 mit Spendersamen befruchtet und in Vanessas Gebärmutter implantiert. Die künstliche Befruchtung wurde in Spanien durchgeführt. Vittoria kam 2022 in Padua zur Welt. «Ich habe sie zwar geboren, aber Vittoria hat Cristinas DNA», sagt Vanessa Finesso gegenüber italienischen Medien. Jetzt soll nur noch sie als Mutter gelten.
Adoptionsverfahren ist langwierig und sehr teuer
«Ich leide an Knochenkrebs, wurde gerade wegen eines Tumors operiert. Was würde mit Vittoria passieren, sollte ich sterben?», fragt Vanessa Finesso. Ohne Eintrag als Elternteil würde das kleine Mädchen ihre zweite Mutter, Cristina, verlieren. Diese habe dann kein Recht mehr, sich um das Kind zu kümmern. «Vittoria würde nicht nur ihre zweite Mutter verlieren, sondern auch Cristinas ganze Familie», sagt Vanessa Finesso.
Das Einzige, was den beiden Frauen noch bleiben würde, wäre eine Stiefkind-Adoption. Doch auch diese ist schwierig in Italien, da Homosexuelle nicht heiraten dürfen. Das Verfahren dauert Jahre, weil italienische Gerichte chronisch überlastet sind. Es ist zudem teuer und ein positives Ergebnis durchaus nicht garantiert.