Bei neuen Protesten in Irans Kurdenregion haben Aktivisten zufolge Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten eröffnet. Mindestens 25 Protestteilnehmer seien verletzt worden, wie die in Norwegen ansässige Organisation Hengaw am Freitag mitteilte.
Die Proteste fanden demnach am Donnerstagabend in der Stadt Abdanan in der Provinz Ilam statt. Die Berichte liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Auslöser der Proteste war der Tod eines jungen Mannes, wie Einwohner berichteten. Bamschad Soleimanchani war erst vor wenigen Tagen aus der Haft entlassen worden, kam in ein Krankenhaus und starb. Bewohner der Region werfen der Justiz vor, dass der Mann in Haft misshandelt worden sei. Unabhängig überprüfen lassen sich die Vorwürfe nicht. Gleichzeitig brannten in den Kurdengebieten Banner, die Irans Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini (84) zeigten. Am Wochenende jährt sich der Todestag des früheren Religionsführers.
Demonstranten hingerichtet
Auf Videos der Menschenrechtsorganisation waren Polizeiwagen, Rauch und Menschen zu sehen, die Protestslogans riefen. Es war die erste grösser bekanntgewordene Eskalation zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten seit Monaten. Nach der Protestwelle im Herbst, ausgelöst vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini (†22), war in den vergangenen Monaten zunehmend Alltag eingekehrt.
Die Kurdin Amini wurde Mitte September von Sittenwächtern wegen angeblicher Verstösse gegen die islamischen Kleidungsregeln festgenommen und starb im Polizeigewahrsam, massive Proteste folgten. Der Staat reagierte mit äusserster Härte und liess inzwischen sieben Protestteilnehmer hinrichten. In den Metropolen leisten viele Frauen zivilen Ungehorsam, etwa durch das ignorieren der Kopftuchpflicht. (SDA)