Cannes im Zeichen der Proteste
Model protestiert mit Schlinge um den Hals

Cannes verbot jegliche politische Kundgebungen oder Proteste während der Filmfestspiele. Das hinderte einige Frauen nicht daran, dennoch spektakulär auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
Publiziert: 28.05.2023 um 01:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 15:06 Uhr
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Mahlagha Jaberi erscheint in diesem Kleid auf dem roten Teppich.
Foto: DUKAS

Das iranischstämmige Model Mahlagha Jaberi (33) hat ein eindrückliches Zeichen auf dem roten Teppich gesetzt. Sie erschien in einem schwarzen Kleid, das ihr wortwörtlich die Kehle zuschnürt: Die beigefarbene Schlinge um den Hals ist ein deutlicher Protest gegen das iranische Regime, das jede Woche Kritiker teils öffentlich hinrichtet.

Auf Instagram schreibt das Model dazu: «Dem iranischen Volk gewidmet. #StopExecutionsInIran» Das iranische Regime nutzt Hinrichtungen, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Erst vergangene Woche wurden drei Menschen hingerichtet, die an den Protesten gegen die Regierung teilgenommen hatten. Insgesamt verloren in diesem Jahr bereits 300 Menschen so ihr Leben.

Spektakuläre Ukraine-Proteste

Es ist nicht der einzige Protest auf dem roten Teppich. Zuvor enthüllt das ukrainische Model Alina Baikowa (34) unter ihrem beigen Mantel ein T-Shirt mit der Aufschrift «Fuck you, Putin». Sie wurde kurz danach von Sicherheitskräften weggebracht. Sie schreibt auf Instagram: «Ich wurde verhaftet und weggebracht, weil das Festival nicht politisch sein will.»

Schon eine Woche zuvor hatte eine Ukrainerin die Filmfestspiele für einen aufsehenerregenden Protest genutzt: Die Fitness-Influencerin Ilona Tschernobai übergoss sich mitten auf der Promenade de la Croisette mit Kunstblut.

Tschernobai postete danach ein Video des Vorfalls und schrieb: «Ich habe mit dieser Aktion meine Chance genutzt und daran erinnert, was in der Ukraine passiert. Die Aktion diente der Unterstützung der besetzten Gebiete und unseres Volkes, das dort lebt.»

Protest auch bei Gewinnerin ein Thema

Mit ihrem Film «Anatomy of a Fall» hat die französische Regisseurin Justine Triet die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen. Triet ist erst die dritte Frau, die den Hauptpreis der Filmfestspiele von Cannes gewinnt.

Die 44-jährige Triet verteidigte in ihrer Rede die Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich. Nachdem sie den Schauspielern und dem restlichen Filmteam gedankt hatte, erwähnte sie die «historischen, extrem mächtigen, einstimmigen Anfechtungen» der Rentenreform, die «auf schockierende Weise verleugnet und unterdrückt» würden, und kritisierte «dieses Schema einer herrschenden Macht, die immer unverkrampfter wird». (neo)

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