Drei Jahre nach dem Einsturz der Autobahn-Brücke Morandi nahe der Stadt Genua gelangen mehr Details ans Licht. Die Verantwortlichen haben demnach lange Zeit vom Einsturzrisiko der Brücke gewusst, berichtet die Zeitung «La Repubblica.»
Die Zeitung stützt sich auf einen Untersuchungsbericht, den das zuständige Gericht anfertigen liess. Bereits wenige Tage nach dem Einsturz wurde bekannt, dass die Betreiberfirma der Autobahnbrücke die Kontrollen einem Tochterunternehmen übergeben hatte. Eine externe, unabhängige Firma fehlte bei den Inspektionen.
Mängel waren seit Jahren bekannt
Aus dem Untersuchungsbericht geht nun hervor, dass viele Inspektionen unsauber oder gar nicht durchgeführt wurden. So seien diverse Kontrollen in der Nacht erfolgt. Ausserdem seien Mängel in den Fundamenten bereits im Jahr 2015 dokumentiert worden.
Bereits drei Jahre vor dem Einsturz wurden Mängel an der Brücke dokumentiert. So stellten Experten fest, dass die Betonhülle Risse aufweist und sich Fundamente mit einem Meissel bewegen lassen. Die Betreiberfirma zeigte keine Reaktion.
Intern kaum etwas zu spüren
Das hatte tödliche Folgen. Am 14. August 2018 stürzt die Brücke ein. 43 Menschen starben. Eine Tragödie, die ganz Europa erschütterte. Die Betreiberfirma Autostrada Italia kündigte in der Öffentlichkeit eine Untersuchung an. Intern allerdings soll man das Desaster mit Humor genommen haben. Polo Berti, ehemaliger Geschäftsführer der Autostrada Italia, soll in einem Gespräch gewitzelt haben: «Die haben Blinde geschickt, um die Brücke zu kontrollieren.» Von der Tragödie gespürt habe man intern nichts, so der Bericht. Erst Wochen nach dem Desaster wurden Konsequenzen gezogen: Geschäfstführere Polo Berti musste seinen Stuhl räumen. (zis)