Rückblick auf die Tragödie von Genua
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Unglück der Morandi-Brücke:Rückblick auf die Tragödie von Genua

Neuer Skandal in Genua (I)
Brach die Morandi-Brücke wegen gefälschtem Gutachten?

Für ein Sanierungsprojekt der maroden Autobahnbrücke wurde der italienischen Aufsichtsbehörde 2017 offenbar ein getürktes oder fehlerhaftes Gutachten vorgelegt.
Publiziert: 07.02.2019 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2021 um 19:10 Uhr
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Ein Lastwagenfahrer konnte in letzter Sekunde bremsen.
Foto: Reuters
Myrte Müller

Es ist ein feierlicher Moment in Genua (I). Am Freitag Vormittag wird in Anwesenheit des italienischen Premiers Giuseppe Conte (54) der erste Teil der Brückenruine demontiert. Sieben Stunden werden vier gigantische Litzenheber, sogenannte Strand Jacks, brauchen, um das 36 Meter lange, 18 Meter breite und 900 Tonnen schwere Strassenstück aus 48 Metern Höhe herunterlassen. Die Zeremonie hat auch eine politische Botschaft: Italien packt an! Italien räumt auf!

Genau ein halbes Jahr ist die Katastrophe her. Am 14. August 2018, um 11.36 Uhr, kollabiert der westliche Pylon der Morandi-Brücke. Drei Dutzend PKWs und Lastwagen stürzten in die Tiefe. 43 Menschen kommen ums Leben (BLICK berichtete). Die Hafenstadt versinkt in eine monatelangen Schockstarre. Mit den Abbrucharbeiten kommt nun auch Aufbruchstimmung auf.

Gutachten mit falschen Daten für Sanierungsprojekt der Brücke

Doch der so medienwirksame Kraftakt wird von einem neuen Skandal überschattet. Experten, die für die Staatsanwaltschaft die Ursache des Unglücks klären sollen, stossen auf Ungereimtheiten in einem wichtigen Gutachten. Es wurde im Oktober 2017, also fast ein Jahr vor der Tragödie, für ein Sanierungsprojekt der Brücke der italienischen Aufsichtsbehörde vorgelegt.

Das Gutachten sei mit gefälschten Daten gespickt gewesen, schreibt Il Secolo XIX. Möglicherweise führte dies zu unzureichenden Massnahmen und somit zum Zusammensturz der Brücke. Verantwortlich für den gefälschten Bericht ist ein Direktor der Betreibergesellschaft Aspi der Familie Benetton.

Ebenso Dreck am Stecken hätten Funktionäre der Spea Engeneering, schreibt Il Secolo XIX weiter. Es ist ein Unternehmen, das zur Aspi gehört und zuständig für die Sicherheitskontrollen der Autobahnen ist. Gegen alle an diesem Gutachten Beteiligten wird nun ermittelt.

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