Eine letzte Aufnahme von ihm ist auf der Überwachungskamera des Klein Matterhorn zu sehen. Dann war er verschwunden. Über drei Jahre ist es her. Mittlerweile wurde der deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub (†58) für tot erklärt.
Die Todesumstände des Chefs der Tengelmann-Unternehmensgruppe sind weiterhin unklar. Von seiner Leiche fehlt jede Spur.
Nach dem Verschwinden im Oberwallis im April 2018 waren immer mehr Details über den Milliardär bekanntgeworden. So etwa im März dieses Jahres, als publik wurde, dass Haub Verbindungen zum russischen Inlandgeheimdienst FSB gehabt haben soll.
Er hatte gemäss Handydaten-Auswertung zudem ein Doppelleben in Russland geführt und dort eine Geliebte besucht.
Zwei Anrufe mit Nina S.
Jetzt zeigt der deutsche Sender RTL den Dokumentarfilm «Tengelmann – Das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs» zum Fall Karl-Erivan Haub. Der Film wurde am Donnerstagabend ausgestrahlt.
Im RTL-Film werde eine Russin thematisiert, hiess es in der Vorschau auf dem RTL-Onlineportal. Pikant: Haub habe am 6. April, sprich am Abend vor seinem Verschwinden, 60 Minuten lang einen Telefonanruf mit einer russischen Nummer geführt. Wenig später sei es zu einem weiteren Anruf gekommen – 48 Minuten. Laut Geheimakten stecke hinter diesen Nummern eben diese Russin: Nina S.*
Ist die Russin eine Geheimagentin?
Sie soll gemäss Informationen aus Geheimdienst-Kreisen für den FSB aktiv im Dienst sein, heisst es bei RTL weiter. Dazu habe sie den Helikopter-Führerschein. Ob sie jedoch Haubs Geliebte war, sei nicht gesichert.
Nina S. sei gemäss einem Artikel der «Bild» Marketing-Direktorin einer Tourismus-Agentur in der russischen Metropole St. Petersburg, sowie passionierte Alpin-Kletterin und Helikopter-Pilotin. Sie sei 41 Jahre alt. S. habe ein grosses Netzwerk. Ihr Name taucht auch im Ermittlungs-Bericht «Zermatt RU» auf. Diesen Bericht verfasste eine Truppe, die Christian Haub (57), Bruder von Karl-Erivan, mit Ermittlungen zum Verschwinden beauftragt hatte.
In diesem Bericht stehe etwa, dass die Agentur von Nina S. Kontakt zu «ehemaligen hochrangigen KGB-Mitarbeitern» pflege, wie es bei der «Bild» weiter heisst. Suspekt: S. sei exakt seit dem Zeitpunkt nicht mehr aufzufinden gewesen, seit dem auch Karl-Erivan Haub verschwunden war.
RTL-Film zeichnet letzte Stunden des 7. April nach
Am Tag nach den Telefonaten mit den Nummern von Nina S. verschwindet Haub spurlos. Im RTL-Film werden die Morgenstunden dieses 7. April 2018 nachgezeichnet: Um 7.30 Uhr geht Haub aus seinem Hotel, dem «Omnia» in Zermatt. Er nimmt die Gondel in die Höhe. Um 8.33 Uhr wählt sich sein Mobiltelefon das letzte Mal ins Schweizer Handynetz ein. Um 9.09 Uhr ist der Milliardär auf Bildern der Videokamera auf dem Klein Matterhorn ein letztes Mal zu sehen.
Diesem rätselhaften Verschwinden wollte ein Recherche-Team von RTL und n-tv auf den Grund gehen. Mit dabei: Reporterin Liv von Boetticher. Die Brisanz der Recherche sei ihr schon früh bewusst worden, sagt sie im Interview mit RTL.
RTL-Reporterin: «Glaube nicht, dass Haub Unfall in Zermatt hatte»
Als die Equipe in Berlin drehte, sei es bei der russischen Botschaft zu unangenehmen Momenten gekommen. Das Team und sie hätten das Gefühl gehabt, «dass wir von einer Person beobachtet wurden, die dann später von einer anderen Person abgelöst wurde.»
Ein Kameramann hätte dann Ping-Anrufe auf sein Handy erhalten – Anrufe, die zur Ortung einer Person dienen. Ihr Fazit: «Wir wurden definitiv beobachtet. Unsere Recherchen wurden überwacht und wir hatten auch teilweise das Gefühl, dass unsere Kommunikation mitgelesen wurde.»
Zum Mysterium um Haub hat von Boetticher nach ihrer Recherche eine klare Meinung: «Ich glaube nicht, dass Karl-Erivan Haub einen Unfall in Zermatt hatte.» Und RTL schreibt in der Medienmitteilung zum Film: «Ist Karl-Erivan Haub stattdessen womöglich untergetaucht?» (nl)
*Name geändert