Im Wallis verschwunden
Tengelmann-Chef kann sich bis im Mai melden – sonst wird er für tot erklärt

Seit rund drei Jahren fehlt von Tengelmann-Chef Karl Erivan Haub jede Spur. Von einer Skitour im Wallis kam er nie zurück. Seine Familie will ihn nun definitiv für tot erklären lassen – es sei denn er meldet sich bis am 12. Mai.
Publiziert: 16.03.2021 um 17:21 Uhr
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Wird seit drei Jahren in der Schweiz vermisst: Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub.
Foto: imago images/Sven Simon

Der seit April 2018 verschollene Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könnte bereits im Mai für tot erklärt werden. Das Amtsgericht Köln erliess am Dienstag auf Antrag seiner Ehefrau und Kinder, seines Bruders Christian und zweier Familienunternehmen das Aufgebot im sogenannten Todeserklärungsverfahren, wie eine Justizsprecherin mitteilte.

Der verschollenen Milliardär wird in dem Aufgebot, das im «Bundesanzeiger» und im «Kölner Stadt-Anzeiger» veröffentlicht und im Gericht ausgehängt wird, aufgefordert, das Amtsgericht Köln bis zum 12. Mai über seinen Verbleib zu informieren. Andernfalls kann er für tot erklärt werden. Auch alle, die Auskunft über den Verschollenen geben können, werden aufgefordert, sich bis zu diesem Datum beim Gericht zu melden. Sollten bis dahin Hinweise auf den Verbleib des Verschollenen eingehen, wird das Gericht prüfen, ob und in welcher Weise es diesen im Rahmen einer Amtsermittlungspflicht nachgeht.

Mysteriöses Verschwinden

Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war am 7. April 2018 in den Schweizer Alpen allein zu einer Skitour aufgebrochen und nie zurückgekehrt. Um sein Verschwinden ranken sich die wildesten Theorien. Einige glauben, dass Haub ein Doppelleben führte und noch lebt. Angeblich soll er sogar Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB gehabt haben.

Seine Familie geht jedoch davon aus, dass er am Klein Matterhorn bei Zermatt tödlich verunglückte. In der Unternehmensgruppe Tengelmann hatte daraufhin sein jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung übernommen. Er, sein Bruder Georg und die Familienunternehmen hatten bereits im Oktober beantragt, den Verschollenen für tot erklären zu lassen – Georg Haub hatte seinen Antrag aber Mitte Januar wieder zurückgezogen.

Der Antrag auf Todeserklärung war von der Ehefrau des Verschwundenen, Katrin Haub, zunächst scharf kritisiert worden. «Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmasst, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen», liess Katrin Haub der Deutschen Presse-Agentur damals über einen Sprecher mitteilen. Doch Ehefrau und Kinder änderten Anfang 2021 überraschend ihre Meinung und schlossen sich dem Antrag an.

Familienstreit um die Macht

Seit dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub schwelt ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht bei dem milliardenschweren Handelskonzern. Mit dem Antrag auf Todeserklärung stieg der Druck auf Katrin Haub und ihre Kinder, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Schliesslich müssen sich die Kinder auf Erbschaftssteuerzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen.

Doch gibt es inzwischen offenbar eine gewisse Annäherung zwischen den zerstrittenen Familienstämmen. Christian Haub sagte vor wenigen Tagen der «Wirtschaftswoche», es bringe niemandem etwas, «Öl ins Feuer zu giessen». Deshalb habe man vereinbart, über Familienthemen nicht mehr öffentlich zu sprechen, um dem Einigungsprozess eine Chance auf Erfolg zu geben. «Ich hoffe, dass wir dieses Jahr eine Lösung unter Dach und Fach bekommen», sagte Haub. Anträge auf Todeserklärung sind eher selten. Im Kölner Amtsgericht hätten nur fünf oder sechs der 60'000 Verfahrenseingänge im vergangenen Jahr dieses Thema betroffen, hiess es in der Domstadt. (SDA/bra)

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