Seit sie zwölf Jahre alt ist, machen Natalie Lacasse (24) chronische Schmerzen das Leben schwer. Die Ärzte diagnostizierten bei ihr eine temporomandibuläre Störung (TMD), eine Funktionsstörung des Kiefergelenks.
Mit 18 landet Lacasse nach einem Autounfall im Spital. Gegen ihre Rückenschmerzen bekam sie das Mittel Naproxen verschrieben. «Ich hatte keine Ahnung, welche Auswirkungen dieses Medikament auf das Verdauungssystem und den Magen hat. Ich bekam Magengeschwüre und musste monatelang erbrechen», erzählt sie dem britischen Nachrichtenportal NeedToKnow.co.uk.
Jedes Mal, nach dem sie sich übergeben hatte, putzte sie sich die Zähne. Ein folgenschwerer Fehler. «Ich wusste nicht, dass es das Gegenteil von dem ist, was man tun sollte. Damit putzt man nur die Säure in die Zähne, die dann den Zahnschmelz angreift. Ich habe dadurch meine Zähne zerstört», erklärt sie.
5000 Dollar für neues Lächeln
Die Situation machte der Kanadierin schwer zu schaffen. Manche glaubten, der Grund für ihr zahnloses Lächeln wäre Drogenmissbrauch – das schmerzte sie sehr und Lacasse zog sich zurück, weinte jeden Tag und begann, Geld auf die Seite zu legen. Sie wollte wieder ein makelloses Lächeln. Für sie war klar: Jeder einzelne Zahn soll ersetzt werden.
Bis heute hat sie 5000 Dollar in ihr neues Lächeln investiert. Es brauchte einige Zeit, bis sie sich an die Zahnprothese und an ihr neues, völlig anderes, Lachen gewöhnt hatte. «Ich erwartete, dass mein Lächeln wieder normal und gleich aussehen würde. Es war schwer, in den Spiegel zu schauen. Und selbst heute noch, wenn ich mein altes Lächeln auf Fotos sehe, tut es ein bisschen weh», so Lacasse.
Ihr grösstes Problem mit der Zahnprothese: Sie bereitet ihr Kopfschmerzen. Und mit ihr kann sie weder essen noch richtig sprechen.
Tiktokerin setzt auf Humor
Deshalb verzichtet Lacasse häufig auf den Zahnersatz, was ihr wieder komische Blicke einbringt. «Manchmal lächle ich jemanden an oder spreche mit einem Kassierer im Supermarkt, ohne mein Gebiss zu tragen, und die Leute sehen entweder aus, als hätten sie ein Gespenst gesehen oder sie starren auf meinen Mund», berichtet sie. Sie wartet momentan auf eine Spezialanfertigung, mit der dann auch essen und sprechen problemlos gelingen.
Inzwischen hat sie sich entschlossen, ihre Geschichte auf Tiktok mit anderen Menschen zu teilen. Um allen Witzen voraus zu sein, beantwortete ein Tiktok, das Lacasse gepostet hatte, auf urkomische Weise die Frage: «Warum isst du nicht in der Öffentlichkeit?» Dabei spuckt sie ihr Gebiss aus. Das Video sammelte mehr als 1,7 Millionen Aufrufe.
Durch den Zuspruch aus der Community, sie hat fast 17'000 Follower, fällt es ihr mittlerweile leichter, sich so zu akzeptieren, wie sie ist. «Bis zum letzten Jahr habe ich meinen Mund ständig versteckt», gibt sie zu. Doch ohne Lachen geht es eben nicht. «Ich versuche mich in dieser schwierigen Zeit selbst zu unterhalten und die Sache für jemand, der eigentlich für chronische Schmerzen und Zahnersatz noch zu jung ist, mit Humor zu nehmen», sagt die Tiktokerin.