Tiktok-Nutzerinnen und -Nutzer können ihren Lieblings-Creators in Storys und Videos virtuelle Geschenke machen. So virtuell sind diese aber nicht – sie kosten nämlich echtes Geld und können auch wieder in reales Geld umgewandelt werden.
Der Schweizer Tiktoker Luxpux hat in einem Live-Video innerhalb von zehn Minuten von einer einzelnen Userin Geschenke im Wert von etwa 2000 Franken bekommen. Darüber freuen konnte er sich nicht. Im Gegenteil. Denn das Geld stammte von einer 15-jährigen Jugendlichen.
«Ich finde es dreckig, dass Tiktok so junge Leute ausnimmt», sagt Luxpux im Video. Eigentlich wolle er gar keine Geschenke. Zwar kann man diese Funktion auch ausschalten, wie Luxpux erfahren hat. «Das muss ich aber bei jeder Story wieder aufs neue machen», sagt er gegenüber Blick.
Er hat sogar probiert, das Geld zurückzugeben. Aber vergeblich – die Teenagerin und ihre Mutter sind nicht zum Treffen erschienen, wie er in einem zweiten Video erzählt. Das Mädchen habe ihm geschrieben, ihren Eltern sei es egal, wofür sie ihr Sackgeld ausgebe.
Für Geld lassen sich auf Tiktok Münzen kaufen. Diese Münzen kann man wiederum für virtuelle Geschenke ausgeben. Beispielsweise für eine Rose, die dann in der Live-Story aufploppt. Sogenannte Creators können die Geschenke ab einer gewissen Followeranzahl über ihre Storys oder Videos empfangen. Dadurch verdienen sie Diamanten, die sie anschliessend wieder in Geld umwandeln können.
Gemäss Tiktok wird die Art und Anzahl der Geschenke bei der Berechnung der Beliebtheit von Nutzerinhalten verwendet.
Für Geld lassen sich auf Tiktok Münzen kaufen. Diese Münzen kann man wiederum für virtuelle Geschenke ausgeben. Beispielsweise für eine Rose, die dann in der Live-Story aufploppt. Sogenannte Creators können die Geschenke ab einer gewissen Followeranzahl über ihre Storys oder Videos empfangen. Dadurch verdienen sie Diamanten, die sie anschliessend wieder in Geld umwandeln können.
Gemäss Tiktok wird die Art und Anzahl der Geschenke bei der Berechnung der Beliebtheit von Nutzerinhalten verwendet.
Manipulation vorprogrammiert
«Die Gefahr bei solchen digitalen Währungen ist, dass man gefühlt kein echtes Geld ausgibt. Somit merkt man gar nicht, wie viel Geld am Ende weg ist», sagt Melanie Balasopulos (38) zu Blick. Sie ist Social-Media-Expertin und führt ihre eigene Agentur.
«Besonders Kinder können mit solchen Methoden stark manipuliert werden», sagt Balasopulos weiter. Eltern rät sie deshalb, ihren Kindern die Datenschutzeinstellungen von Tiktok zu erklären und Sicherheitseinstellungen selbst vorzunehmen.
Eigentlich dürften Kinder noch gar keine Geschenke verschicken. Gemäss Tiktok muss man dafür 18 Jahre alt sein. «Das Alter wird wie bei den anderen Social-Media-Plattformen aber nicht weiter überprüft», weiss die Expertin. Der europäische Verbraucherverband hat 2021 bereits Beschwerde gegen Tiktok eingereicht – wegen mangelnder Schutzmassnahmen für Kinder.
Doch wie so oft zeigt sich Tiktok nicht transparent: Als Rückmeldung auf die Beschwerde hiess es lediglich, «man werde weitere Verbesserungsmöglichkeiten prüfen». Auch Balasopulos meint, es braucht stärkere Regulierungen. «Ich bezweifle jedoch, dass das gelingen wird», sagt sie.
Nicht nur Creator verdienen daran
Mittlerweile habe sich ein ganzes Ökosystem entwickelt. Tiktoker mit vielen Followers machen mit virtuellen Geschenken gutes Geld. «Creators mit über einer Million Follower können pro Monat schnell 20'000 bis 30'000 Franken verdienen», sagt Balasopulos.
Die Tiktoker können sich aber nicht das ganze Geld in die eigene Tasche stecken. Der chinesische Konzern dahinter will schliesslich auch profitieren. Wie viel Geld Tiktok zurückbehält, weiss aber niemand so genau. In den Medien ist von 50 Prozent die Rede. Tiktoker Luxpux spricht gar von 70 Prozent.
Immerhin: Die Funktion lässt sich sowohl als Creator als auch als User ausschalten. Luxpux hat vorerst die Nase voll von Geschenken. Er wird im nächsten Live-Video darauf verzichten. Neben ihm hinterfragen auch andere Tiktoker wie Zimmi oder Joung Guschti die Geschenke-Funktion.