Nächster mysteriöser Todesfall in Russland
Eisenbahn-Manager tot auf dem Balkon gefunden

In Moskau kam es erneut zu einem mysteriösen Todesfall. Das Opfer war Pawel Ptschelnikow, der Direktor der Tochtergesellschaft der russischen Eisenbahnen. Wurde ihm ein Arbeitsfehler zum Verhängnis?
Publiziert: 29.09.2022 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2022 um 08:42 Uhr
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Tod auf einem Balkon. Hat sich Pawel Ptschelnikow selbst umgebracht? Er ist einer von vielen Top-Managern, die in den letzten Monaten starben.
Foto: Telegram: Pravda_Gerashchenko_en

Mit Pawel Ptschelnikow starb ein weiterer russischer Topmanager unter merkwürdigen Umständen. Der Direktor der Tochtergesellschaft der russischen Eisenbahnen wurde auf dem Balkon seiner Moskauer Wohnung gefunden, wie russische Medien berichten.

Er habe sich erschossen, so heisst es von offizieller Seite. Doch aus welchem Grund? Anton Geraschtschenko, ehemaliger stellvertretender Innenminister der Ukraine, formuliert es so: «Wir gehen davon aus, dass er es versäumt hat, die Netzinfrastruktur vor Angriffen ukrainischer Hacker zu schützen.» Ein Fehler mit schwerwiegenden Folgen: «Es kam zu Ausfällen bei der russischen Eisenbahn, was die rechtzeitige Lieferung von militärischem Nachschub an die russische Besatzungsarmee verhinderte.»

Die Aussagen widersprechen sich

Dies ist nicht der erste mysteriöse Tod unter russischen Top-Managern der letzten Monate. Unter den zahlreichen Oligarchen und Militärs waren auch zwei Direktoren des russischen Ölgiganten Gazprom.

Zum Teil starben bei den Vorfällen auch Frauen und Kinder. Bei vielen soll es sich offiziellen Angaben zufolge um Suizide handeln. Doch die Aussagen staatlicher Medien widersprechen Angaben aus Kreisen der Verstorbenen. Das lässt Zweifel aufkommen.

Im Juni sagte Grzegorz Kuczyński, Direktor des Eurasienprogramms des Warschau Instituts zu «Fortune»: «In allen Fällen besteht der Verdacht, dass die Todesfälle nur als Selbstmorde inszeniert wurden, aber wer könnte das getan haben und warum?»

Zuletzt starb Ende September der russische Luftfahrt-Experte (†72) Anatoli Geraschtschenko bei einem Treppensturz.

Rawil Maganow (†67)

Der Vorsitzende des russischen Ölriesen Lukoil, Rawil Maganow, starb Ende August, nachdem er aus einem Spitalfenster gestürzt war. Staatliche Medien meldeten, es handele sich um Suizid. Lukoil bestätigt den Tod von Maganow, schreibt jedoch, dass dieser «nach schwerer Krankheit» verstorben sei.

Anfang März forderte der Vorstand von Lukoil öffentlich ein Ende des «bewaffneten Konflikts» in der Ukraine. In der Mitteilung des Unternehmens wurde die «Besorgnis über die anhaltenden tragischen Ereignisse in der Ukraine und das tiefe Mitgefühl für alle von dieser Tragödie Betroffenen» zum Ausdruck gebracht.

Juri Woronow (†61)

Der Chef eines Gazprom-Auftragsunternehmens, wurde am 4. Juli tot im Swimmingpool seines Ferienhauses in der Nähe von St. Petersburg aufgefunden. Der Russe wurde Medienberichten zufolge mit einem Schuss in den Kopf getötet. Neben der Leiche lag eine Pistole – und auf dem Grund des Pools wurden mehrere Patronenhülsen gefunden.

Woronow war der Gründer und Geschäftsführer von Astra-Shipping, einem Transport- und Logistikunternehmen, das Aufträge für den russischen Gasriesen Gazprom in der Arktis ausführte. Seine Ehefrau sagte der Polizei, er habe in den Wochen vor seinem Tod viel getrunken. Das hänge mit «Unstimmigkeiten mit Vertragspartnern» zusammen, durch die er viel Geld verloren gehabt habe. (nab)

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