Die Geschichte lehrt uns eigentlich, dass Diktatoren Einzelgänger sind. Sie pflegen ihre Nachfolge nicht zu regeln, geschweige denn die Macht in der Familie zu behalten. Noch nicht einmal dem eisernen Sowjetherrscher Josef Stalin (1878–1953) ist es gelungen, einen Nachfolger zu schmieden.
Anders die nordkoreanische Herrschaftsdynastie: Bereits in der dritten Generation halten die Kims ihre absolute Macht aufrecht. Staatsgründer Kim Il Sung (1912–1994) gab die Macht 1994 an Sohn Kim Jong Il (1942–2011) weiter und dieser übertrug sie 2011 schliesslich auf den aktuellen Machthaber Kim Jong Un (38). Jetzt erweitern die Kims ihr Herrschergeschlecht noch um einen weiteren Familienclan.
Familienclans Kim und Choe vereinigen sich
Neben den bekannten Kims treten die Choes immer mehr ins Rampenlicht. Lange kaum bekannt, sind sie schon lange mit der Kim-Dynastie vertraut. Die Choes sind Nachfahren des Kommandanten Choi Hyun (1907–1982). Dieser war stets mit dem Staatsgründer Kim Il Sung zu sehen. Bis heute streiten Experten darüber, welcher der Clans tatsächlich einflussreicher ist.
Jetzt werden die beiden eisernen Macht-Clans verschmolzen: Kim Yo Jong (34), die Schwester von Staatschef Kim Jong Un, wurde mit Choe Song (34) verheiratet. Dessen Vater Choe Ryong Hae (72) ist nach Kim Jong Un der mächtigste Politiker im Land. Als Parlamentschef ist er formell gesehen das Staatsoberhaupt Nordkoreas. Zusätzlich ist er Vizechef des Politbüros und ab September Vorsitzender der Obersten Volksversammlung.
Kims Schwester könnte seine Nachfolge sein
Kim Yo Jong ist die mächtigste Frau Nordkoreas. Bereits jetzt ist sie als enge Beraterin ihres Bruders tätig und wird auch als seine Nachfolgerin gehandelt. Denn sollte dem Machthaber in naher Zukunft etwas zustossen, wäre sein 2010 geborener Sohn vermutlich noch zu jung für ein politisches Amt. Die Schwester würde dann an die Spitze rücken. Dafür soll sie jetzt Mitglied des Politbüros werden. Denn nur als Mitglied kann sie staatstragende Entscheidungen treffen. Damit wäre Kim Yo Jong die erste Frau an der Führungsspitze der Kommunistischen Partei Nordkoreas.
Bereits jetzt ist sie Chefin des für die Diktatur sehr wichtigen Propaganda-Ministeriums. Westliche Analysten gehen laut der «Bild» davon aus, dass schon heute keine wichtige Entscheidung mehr ohne die Zustimmung von ihr oder dem Choe-Clan getroffen wird. Kim Jong Un pflegt bekanntlich einen sehr ungesunden Lebensstil und fällt teilweise monatelang aus. Als das während der Corona-Pandemie mitunter der Fall war, soll sie laut in dem Artikel wiedergegebenen Analysten die wichtigen Entscheidungen im Land getroffen haben.
Choe Son Hui ist Nordkoreas Aussenministerin
Auch eine weitere Frau aus dem Clan-Geflecht wird aufgebaut: Choe Son Hui (58) ist Karriere-Diplomatin und fiel bisher vor allem mit Kritik an den USA auf. Bei den beiden Gipfeltreffen von Machthaber Kim Jong Un mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump 2018 und 2019 spielte sie eine entscheidende Rolle.
Zunächst war sie Vizeministerin und wurde im Juni dieses Jahres zur Aussenministerin Nordkoreas befördert. Sie bestreitet den Posten nun als erste Frau im Amt und ersetzt damit den Armeeoffizier Ri Son Gwon. (hei)