Nach heftigem Zoff
Reinhold Messner behält Weltrekord nun doch

Der Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski hat berechnet, dass etliche Rekord-Bergsteiger vor Erreichen der «wahren Gipfel» umgekehrt sind. Die brisante Enthüllung hatte Folgen: Reinhold Messner wurde ein Rekord aberkannt. Jetzt kam es aber zu einer überraschenden Wende.
Publiziert: 12.10.2023 um 19:21 Uhr
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Reinhold Messner darf seinen Weltrekord nun doch behalten!
Foto: Getty Images

Seit 1982 sammelt der deutsche Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski (70) die Daten aller 8000er-Expeditionen, vergleicht und veröffentlicht sie auf der Website 8000ers.com. Im vergangenen Jahr von Jurgalski veröffentlichte Erkenntnisse sorgten für Wirbel in der Alpinistenwelt. Etliche Bergsteiger sollen demnach vor Erreichen des «wahren Gipfels» wieder umgekehrt sein, darunter auch Bergsteigerlegende Reinhold Messner (79) bei der Besteigung des Annapurna im Jahr 1985, für den Jurgalskis Berechnungen ernsthafte Folgen hatten. Die Verantwortlichen des Guinnessbuchs der Rekorde machten aus Messners Bestmarke auf ihrer Website einen «Vermächtnis»-Rekord. 

Bedeutete: Der Rekord wurde zu einer Zeit anerkannt, als die Berechnungen nicht dem heutigen Stand entsprachen. Messner galt bislang als der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat – und ausserdem als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat. Messner kommentierte den Wirbel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur so: «Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen.» Was folgte, war ein Shitstorm gegen Jurgalski. Nun kam es allerdings zu einer überraschenden Wende – sowohl von Jurgalski aus als auch auf der Guiness-Website.

Facebook-Statement von Eberhard Jurgalski

Jurgalski ruderte am Montag in einem ausführlichen Facebook-Post ein Stück weit zurück. Er schreibt, es sei zu einem Übersetzungsfehler gekommen. Die deutschsprachige Presse habe «das in der originalen Pressemitteilung verwendete englische Wort ‹Legacy› (Vermächtnis, Würdigung) nicht korrekt, sondern fälschlicherweise als ‹outdated› (veraltet, wurde sofort zu ‹gestrichen›) übersetzt». Das sei jedoch bei weitem nicht so gemeint gewesen. Es «hätte klar sein müssen, dass weder 8000ers.com noch Guinness diese Titel aberkennen wollten – oder konnten», erklärt Jurgalski weiter. Die Erkenntnisse seien lediglich «wohldurchdachte Vorschläge».

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Jetzt wird Messner auf Jurgalskis Website in einer «historischen Anerkennungstabelle» weiterhin als erster Alpinist auf allen 14 Achttausendern geführt – und bleibt somit der König der Bergsteiger. «Abschliessend möchten wir zu dem Schluss kommen, dass alles gut gemeint war in diesem langen Prozess und niemals die Absicht bestand, die Geschichte neu zu schreiben oder gar historische Aufstiege zu stornieren», heisst es dazu in Jurgalskis Statement.

Viesturs oder Messner?

Für moderne Gipfelsammler gibt es künftig eine eigene Liste, die «New 14-8K-Collectors Era Tabelle». In diese werden nur Gipfelstürmer aufgenommen, die nachweislich auf dem höchsten Punkt standen. Auf dem ersten Platz steht hier aktuell der Amerikaner Ed Viesturs (64). Heisst: Eigentlich gibt es zwei Rekordhalter. Messner für die traditionellen, Viesturs für die modernen Alpinisten. 

Auch auf der Guiness-Website wurden die Rekorde überarbeitet, berichtet der «Spiegel». Ob sich die Gemüter in der Bergsteigerszene jetzt beruhigen? (nad)

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