225 Tote, 4300 Verletzte und über 10’000 Verhaftungen: Anfang Jahr haben blutige Unruhen das zentralasiatische Land Kasachstan stark gebeutelt. Benachbarte Armeen – darunter auch russische Soldaten – griffen als sogenannte Friedenstruppen ein, um die Situation zu «beruhigen».
Auslöser für die Unruhen waren die massiv gestiegenen Treibstoffpreise und die Herrschaft von Nursultan Nasarbajew (81). Der hatte das neuntgrösste Land der Welt von 1990 bis 2019 als autokratischer Präsident regiert und auch nach seinem Rücktritt viel Macht behalten.
Erst auf Druck hin hat er diese Woche seinen definitiven Rückzug verkündet und gesagt: «Ich geniesse meinen wohlverdienten Ruhestand.»
Tochter lebt am Genfersee
Nun gibt es Gerüchte, wonach der ehemalige Herrscher sein Land verlassen hat. Er scheint untergetaucht zu sein. Ist der Ex-Diktator etwa in die Schweiz gezogen? Darüber spekulieren verschiedene internationale Medien. Kein Wunder, denn seine Tochter Dinara Kulibajewa (54) lebt bereits in der Schweiz, und zwar auf einem herrschaftlichen Anwesen am Genfersee. Dort wohnt sie mit ihrem Mann, dem drei Milliarden Dollar schweren Oligarchen Timur Kulibajew (55).
Genug Platz für ihren Vater hätte es allemal. Die Villa in Anières GE umfasst 22 Zimmer, 1600 Quadratmeter Wohnfläche, eine Tiefgarage für 13 Limousinen und einen 25-Meter-Pool. Der Kaufpreis von 74,7 Millionen Franken führte 2010 zu Ermittlungen der Bundesanwaltschaft wegen Verdachts auf Geldwäscherei. Sie wurden eingestellt.
Nun auch Schlossbesitzerin
Und sollte es doch mal eng werden in der Villa: Dinara Kulibajewa besitzt mittlerweile auch noch ein 350 Jahre altes Schloss in Collonge-Bellerive GE – mit einer Fläche von 43’572 Quadratmetern.
Abgekauft hat sie das 1666 vom Herzog von Savoyen erbaute Haus den Erben des ehemaligen Uno-Hochkommissars für Flüchtlinge, Prinz Sadruddin Aga Khan (1933-2003). Preis: 106 Millionen Franken. Laut «Tages-Anzeiger» verhandelt die neue Eigentümerin mit Niederlassungsbewilligung zurzeit mit den Bau- und Denkmalbehörden über umfangreiche Renovationspläne.
Kulibajewa erhielt ihre erste Aufenthaltsbewilligung vor 15 Jahren im Tessin, nachdem sie die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze mit der Firma Viled versprochen hatte. 2008 erhielt sie die B-Bewilligung und den Pauschalsteuerstatus. Das Versprechen hielt sie allerdings nicht. Arbeitsplätze hat sie bis heute keine geschaffen.
• Fläche: 2,725 Millionen km² (Schweiz: 41'285 km²)
• Einwohner: 18,9 Millionen (Schweiz: 8,6 Millionen)
• BIP* pro Kopf: 8733 Dollar (Schweiz: 86’601 Dollar)
• Sprache: Kasachisch (Nationalsprache), Russisch
• Unabhängigkeit: 16. Dezember 1991 (von der Sowjetunion)
• Währung: Tenge
* Bruttoinlandprodukt nominal
• Fläche: 2,725 Millionen km² (Schweiz: 41'285 km²)
• Einwohner: 18,9 Millionen (Schweiz: 8,6 Millionen)
• BIP* pro Kopf: 8733 Dollar (Schweiz: 86’601 Dollar)
• Sprache: Kasachisch (Nationalsprache), Russisch
• Unabhängigkeit: 16. Dezember 1991 (von der Sowjetunion)
• Währung: Tenge
* Bruttoinlandprodukt nominal
2009 zog sie in die Villa am Genfersee, wo sie ebenfalls eine Pauschalsteuer bezahlt. In einem Interview mit dem Westschweizer Magazin «Bilan» 2016 schwärmte sie von Genf, dem ausgezeichneten Bildungsniveau, dem Gesundheitssystem und der Stabilität. Über ihren Vater sagte sie: «Ich bin stolz, was er für die Unabhängigkeit Kasachstans getan hat.»
Ist Nasarbajew in der Schweiz?
Dass ihr Vater im Schloss wohnen könnte, dementiert Kulibajewas Anwalt Jean-Christophe Hocke von der Kanzlei Kellerhals Carrard. «Es ist ausgeschlossen, dass der frühere Präsident im Schloss leben wird», wird er im «Tages-Anzeiger» zitiert. Denn sobald es renoviert sei, wolle Kulibajewa selber einziehen. Hocke: «Frau Kulibajewa hat sich in dieses Schloss verliebt.»
Doch mit dem Umzug würde für ihren Vater die riesige Villa in Anières frei. Am 5. Januar wurde am Flughafen Genf ein privater Airbus A320 gesehen, der von Kasachstan angeflogen war. War es Nasarbajew? Auf Anfrage von Blick antwortet das EDA am Mittwoch: «Das EDA hat keine Kenntnis über eine Einreise von Nursultan Nasarbajew in die Schweiz.»