Handel, Villen, Korruption
Die Schweiz-Connection des Kasachstan-Regimes

Mitglieder des Clans um Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew fühlen sich in der Schweiz wohl. Die Verbindungen zwischen den beiden Ländern sind so eng wie umstritten.
Publiziert: 09.01.2022 um 00:36 Uhr
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Dem Clan um Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew gehören hierzulande mehrere Anwesen.
Foto: AFP
Fabienne Kinzelmann und Fabian Eberhard

Geografisch weit entfernt, wirtschaftlich nah. Das ist die Beziehung zwischen Kasachstan und der Schweiz.

Das reichste Land Zentralasiens und eines der reichsten Länder Europas sind emsige Partner, wenns ums grosse Geld geht: Kasachstan gehört zu den Schweizer Stimmrechtsgruppen bei der Weltbank, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Globalen Umweltfazilität. Nach den Niederlanden und den USA ist die Schweiz mit 1,6 Milliarden Franken (2020) der drittwichtigste ausländische Investor im öl- und gasreichen Kasachstan.

Ende November unterzeichneten Bundespräsident Guy Parmelin (62) und sein Amtskollege Kassym-Jomart Tokajew (68) in Genf zwei neue Handelsabkommen: Sie erleichtern der Schweizer Uhren- und Schmuckindustrie sowie Dienstleistungsunternehmen den Zugang zum kasachischen Markt. Rund 40 Schweizer Unternehmen haben einen Sitz in Kasachstan.

Die inoffizielle Seite der Verbindung ist an drei Prachtbauten am Genfersee und im Tessin sichtbar. Angehörige des Nasarbajew-Clans haben sich in der Schweiz niedergelassen – und mit dem Immobilienkauf möglicherweise auch Geld gewaschen.

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Besonders auffällig geriet eine Transaktion 2010 von Dinara Kulibajewa (54), Tochter von Nursultan Nasarbajew (81) und Frau des Wirtschaftsoligarchen Timur Kulibajew (55). Sie legte 74,7 Millionen Franken für ein Grundstück in Anières GE auf den Tisch. Ihre Aufenthaltsbewilligung ergaunerte sich die Milliardärin offenbar über eine Scheinfirma, schloss mit den Behörden dann ein Pauschalsteuerabkommen und umging die Lex Koller.

Zudem kaufte Kulibajewa für 62 Millionen Franken das Schloss Bellerive, ein weiteres Anwesen steht im Tessin. Auch der Rohstoffhandelsplatz hält gute Verbindungen nach Kasachstan. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ermittelt zurzeit gegen eine Genfer Privatbank wegen mutmasslich illegaler Zahlungen an kasachische Oligarchen. Bereits mehrfach wurden Schweizer Konten wegen Schmiergeldzahlungen an den Nasarbajew-Clan eingefroren.

Inmitten der Unruhen in Kasachstan hoben mehrere Privatflugzeuge in Richtung Europa ab. Eines davon flog am 4. Januar von Almaty nach Genf. Alibek Bakayev (40), Kasachstans Botschafter in Bern, dementierte gegenüber Blick Gerüchte, dass sich Ex-Präsident Nasarbajew in die Schweiz abgesetzt haben könnte. Auch das EDA weiss nichts davon. Sprecher Pierre-Alain Eltschinger: «Bei diesem Flug waren keine Passagiere an Bord.» Die Maschine habe Genf umgehend wieder verlassen. Ein weiterer angekündigter Flug am 6. Januar wurde laut Eltschinger annulliert.

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