Anfang Jahr gelang den italienischen Mafiajägern ein veritabler Coup: Matteo Messina Denaro (61) ging ihnen ins Netz – nach 30 Jahren auf der Flucht. Der letzte grosse Cosa-Nostra-Boss verhaftet: Die Nachricht ging um die ganze Welt.
Geschnappt werden konnte «Diabolik», wie der mehrfache Mörder genannt wurde, nur, weil er an Darmkrebs leidet. Er liess sich in Palermo deswegen behandeln – und ging den Carabinieri deshalb ins Netz. Nun liegt Messina Denaro im Sterben, wie die italienische Nachrichtenagentur «ANSA» berichtet.
Ernährung wurde bereits eingestellt
Er liege im Spital des Gefängnisses von L’Aquila im irreversiblen Koma, berichtet die Agentur. Er werde daraus nicht mehr erwachen. Mehr noch: Am Freitagabend stellten die Ärzte seine Ernährung ein. Sein Tod dürfte bald eintreten.
Denaro wurde in seiner Zelle in den letzten Monaten von Ärzten überwacht, es sei gar eine Art Krankenstation darin eingerichtet worden. Am 8. August unterzog er sich einer Darm-OP, die zwar erfolgreich verlief. Allerdings war der Krebs derart fortgeschritten, dass sich sein Zustand rapide verschlechterte.
Über 50 Morde begangen oder in Auftrag gegeben
Seit 1993 stand Denaro ganz weit oben auf der weltweiten Fahndungsliste. Damals wurde der damalige Boss der Bosse, Salvatore «Toto» Riina (†87), verhaftet. Denaro galt als dessen Kronprinz. Als 2006 auch noch der Mafia-Pate Bernardo Provenzano (1933–2016) festgenommen wurde, übernahm Denaro die Führung der Cosa Nostra.
Über 50 Morde hat der Super-Mafioso begangen oder in Auftrag gegeben. Mit 18 tötete er das erste Mal. Mit 30 prahlte Denaro vor einer Freundin: «Ich habe genug Menschen getötet, um einen Friedhof zu füllen.» 1992 war Denaro Teil eines Killerkommandos gegen einen rivalisierenden Mafiaboss. Dessen schwangere Frau erdrosselte er eigenhändig.
Körper in Säurefass aufgelöst
Er war beteiligt an den Bombenanschlägen von 1992 in Palermo, bei denen Italiens berühmteste Mafiajäger, Giovanni Falcone (1939–1992) und Paolo Borsellino (1940–1992) ums Leben kamen. Im Sommer 1993 gingen zehn Dynamit-Attentate in Florenz, Mailand und Rom auf sein Konto. Die Bilanz damals: zehn Todesopfer und 106 Verletzte.
Im November darauf organisierte der Mafiaboss die Entführung eines 13-Jährigen. Der Bub wurde nach langer Gefangenschaft erwürgt, sein Körper in einem Säurefass aufgelöst. Es folgten unzählige weitere Gewalttaten, bei denen Denaro die Strippen zog. Insgesamt werden ihm sieben Massaker zur Last gelegt. Der Pate wurde mehrfach wegen Mordes in Abwesenheit zu lebenslänglich verurteilt.